Heinrich-Böll-Stiftung aktiv gegen die Diskriminierung von Menschen mit non-konformer sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität

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Steht für Anerkennung und Vielfalt: die Regenbogenfahne ist das Symbol der LSBTI-Bewegungen
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Steht für Anerkennung und Vielfalt: die Regenbogenfahne ist das Symbol der LSBTI-Bewegungen

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Fact Sheet

Heinrich-Böll-Stiftung aktiv gegen die Diskriminierung von Menschen mit non-konformer sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität

In etwa 79 Staaten ist Homosexualität derzeit strafrechtlich verboten, in sieben Staaten droht sogar die To-desstrafe. Trans*-und Inter*-Menschen sind weltweit Hassverbrechen und Gewalt ausgesetzt, nicht selten mit Todesfolge. Das TransMurderMonitoring Projekt hat im Zeitraum von 2008 bis 2011 die Ermordung von 816 Trans*-Menschen in 55 Ländern der Welt erfasst. Die Verweigerung von Grundrechten und Alltagsdiskriminierung ist selbst in europäischen Staaten an der Tagesordnung. Russland sorgte erst kürzlich für große Empörung mit einer homophoben Gesetzesvorlage, die die vermeintliche „Propagierung“ von Homosexualität verbietet und somit in der Öffentlichkeit sichtbare Homosexualität unter Strafe stellt.

Neben diesen nach wie vor großen Herausforderungen gibt es auch gute Nachrichten: in Argentinien wurde Ende 2011 das weltweit erste Geschlechtsidentitätsgesetz verabschiedet. Danach darf künftig jede und jeder selbst das eigene Geschlecht bestimmen – ganz ohne Hormonbehandlung oder Chirurgie. In der internationalen Geberlandschaft hat das Engagement zur Verbesserung der Menschenrechtssituation von LSBTI zugenommen und das Fördervolumen von Projekten vor allem zugunsten von Lesben und Schwulen ist gestiegen. Trans*- und Inter*-Anliegen rücken zumindest stärker ins Bewusstsein und erleben einen teilweisen Förderzuwachs.

Diesen positiven Trend möchte die Heinrich-Böll-Stiftung weiterhin mit ihrer intensiven Unterstützung der menschenrechtlichen Anliegen von LSBTI unterstützen. Im Jahr 2012 haben wir etwa 25 Projekte mit einem Fördervolumen von ungefähr 200.000 Euro unterstützt. 2010 förderte die Stiftung mit 34 Projekten die meisten Einzelvorhaben unter deutschen Geber_innen und stellte mit 170.382 Euro die zweitgrößte Summe für internationale LSBTI-Zwecke bereit. Unterstützt wird unter anderem Forschung, Aufklärung und Sensibilisierung, die Vernetzung von Akteur_innen, das Schaffen sicherer Räume sowie Advocacy Maßnahmen.

Die Projekte sind vielfältig: Im letzten Jahr hat die Stiftung zum Beispiel einen israelisch-polnischen Jugendaustausch im Rahmen des Projekts „Antiphobia - Tackling Homophobia and Anti-Semitism“ organisiert. LSBTI - Aktivist/innen aus afrikanischen Ländern wurde im Rahmen eines Besuchsprogramms die Möglichkeit gegeben, die Situation für LSB in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen Deutschlands kennenzulernen, wie Homosexualität in der Kirche, Errungenschaften in der Gleichstellung zu heterosexuellen Paaren, etc. In Bosnien wurde ein LGBT Wörterbuch herausgebracht, in Serbien das schwul-lesbische Merlinka Film Festival unterstützt. Im Inland hat sich die Heinrich-Böll-Stiftung 2012 unter anderem an der Konferenz Transgender und Intersex in Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft mit der TU Dresden, dem British Council, Dreilinden und dem Hygienemuseum Dresden beteiligt.

Antidiskriminierungsarbeit und aktive Unterstützung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Inter*-Menschen (LSBTI) gehört zum Selbstverständnis der Heinrich-Böll-Stiftung und prägt die nationale wie internationale Arbeit der Stiftung. Die Förderung der Menschenrechte von Menschen mit nonkonformer sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität ist daher fest in der demokratie- und menschenrechtspolitischen Arbeit verankert. Dieses Selbstverständnis spiegelt sich zudem im Leitbild „Geschlechterdemokratie“ der Heinrich-Böll-Stiftung wieder und ist gleichermaßen Organisationsprinzip und gesellschaftspolitische Vision. Das Leitbild „Geschlechterdemokratie“ der Heinrich-Böll-Stiftung hat zum Ziel, dass

 

  • eine Vielzahl von Leitbildern und Lebensentwürfen anerkannt und als gleichwertig betrachtet werden;
  • die Zuweisung von sozialen Positionen, Arbeit, Einkommen und Macht nicht über das Geschlecht vermittelt erfolgt;
  • patriarchalische Strukturen und Machtverhältnisse im privaten wie im öffentlichen Raum überwunden sind;
  • die Vielfalt von Geschlechteridentitäten, geschlechtlichen Ausdrucksformen und sexueller Orientierung rechtlich und gesellschaftlich anerkannt werden.

 

 

Information

Heinrich-Böll-Stiftung 2009: Geschlechterpolitik macht einen Unterschied. Erfahrungen der Heinrich-Böll-Stiftung in vieler Herren Länder, Berlin

Barbara Unmüßig: LGBTI-Rechte: Die Yogyakarta-Prinzipien immer im Gepäck

Carsten Balzer and Jan Simon Hutta 2012: Transrespect versus Transphobia Worldwide A Comparative Review of the Human-rights Situation of Gender-variant/Trans People 

Fachkontakt:
Jana Mittag, mittag@boell.de, Telefon 030.285 34 305