„Grüne Feministen und „Männerrechtler“ fordern Frauen- und Geschlechterpolitik heraus. Was ist der Streit-Wert?“

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"Nicht länger Machos sein müssen!" - Das grüne Männermanifest

Gegenwärtige Debatten um Geschlechterdiskurse - bezogen auf die Inklusion von männerspezifischen Fragestellungen und Männerpolitik(en) – haben blinde Flecken, meinen mehr oder weniger geschlechterpolitisch bewegte Männer(gruppe)n, sogenannte „Männerrechtler“ oder auch Frauen. Die Gleichberechtigung hierzulande sei längst erreicht bzw. schon über’s Ziel hinausgeschossen. Vielerorts wird die Benachteiligung von Jungs und Männern z.B. im Bildungs- oder Gesundheitssystem, als Opfer von Gewalt, beim Sorgerecht oder im Militär reklamiert und „der“ Feminismus dafür verantwortlich gemacht. Auf der anderen Seite steht das ‚Grüne Männermanifest’, das von einer profeministischen Perspektive auf die unzureichende Auseinandersetzung mit den Themen Männerrollen/ männliche Identitäten, Männer und Gesundheit, Väter etc. hinweist.
Das Gunda Werner Institut greift diese Debatte aktuell mit verschiedenen Teilnehmer_innen auf:

aktuellster Beitrag:

Mara Kastein: Die Kluft überwinden: eine neue Geschlechterpolitik muss her!
In der Online-Debatte zeigt sich, dass sich die Autor_innen der Artikel vor allem in einem einig sind: es muss noch viel getan werden, bevor von Geschlechtergerechtigkeit gesprochen werden kann. Dabei variieren die Lösungsvorschläge... mehr»

Das Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung will diese Diskussion aus einer kritischen Perspektive in Blogform begleiten und Ideen und Impulse für zukünftige Geschlechterpolitik(en) sammeln. Wir laden Sie zum Mitdenken und Mitdiskutieren ein. Sie können dazu entweder einen Kommentar direkt auf dem Blog (http://streit-wert.boellblog.org/) zu hinterlassen oder auch selbst einen Artikel verfassen. Hierzu möchten wir Sie bitten, eine E-Mail an gwi@boell.de zu schreiben. Auch bei Fragen stehen wir Ihnen gern unter der angegebenen E-Mail-Adresse zur Verfügung.

u. a. mit

  • Sabine Hark, Soziologin und Leiterin des ZIFG, Berlin
  • Sebastian Scheele, Soziologe, Berlin
  • Kai Gehring, MdB BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, Berlin
  • Elahe Haschemi Yekani, Anglistin und Gender-Wissenschaftlerin, Berlin
  • Volker Handke, Dipl.-Ing. Technischer Umweltschutz und Mitglied beim Forum Männer, Berlin
  • Astrid Rothe-Beinlich, MdL BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, Erfurt
  • Sven Glawion, Germanist und Gender-Wissenschaftler, Berlin
  • Andreas Kraß, Literaturwissenschaftler und Experte für Queer Studies, Frankfurt a.M.

weitere Beiträge:

Hans-Joachim Lenz: Und wo bleibt die männliche Verletzbarkeit?
Seit langer Zeit schon werden in der Frauenbewegung, Frauenforschung und Frauenpolitik Mädchen und Frauen in ihren Widersprüchen und Ambivalenzen gesehen. Jungen und Männer hingegen wurden stereotyp als Objekt von Stärke und Dominanz konstruiert. Weder wurden "die Männer" sozial differenziert noch fand eine Binnendifferenzierung der männlichen Persönlichkeit statt. mehr»

Barbara Unmüßig: Grüne Feministen und „Männerrechtler“ fordern Frauen- und Geschlechterpolitik heraus. Was ist der Streit-Wert?
Antifeministische Strömungen machen sich im politischen Feuilleton und vor allem in Online-Medien breit. Nicht nur in einschlägigen Blogs oder Zeitschriften, sondern gerade in bürgerlichen Medien wie ‚FAZ’, ‚Die Welt’ oder ‚Der Spiegel’ beanspruchen sie seit einiger Zeit immer mehr Raum. Was steckt dahinter? Ein Phänomen von kurzer Dauer, nicht den Streit wert? Oder müssen sich alle, denen Geschlechtergerechtigkeit ein politisches Anliegen ist, damit auseinandersetzen? mehr»

Sebastian Scheele: Männerbewegte, denkt strukturell! Kurzschlüsse und Überbrückungskabel in der Debatte um Männerpolitik.
Was Männerpolitik ist und welche Ziele sie verfolgen sollte, wird zur Zeit kontrovers diskutiert. Alleine in den letzten Monaten haben einige Stellungnahmen die Debatte um produktive Aspekte bereichert: Das Grüne Männermanifest Nicht länger Machos sein müssen, die Studie zu Männerrechtlern von Thomas Gesterkamp für die FES, die Positionierung des in Gründung befindlichen Bundesforum Männer gegen männerrechtlerische Positionen. mehr»

Kai Gehring: Gleichberechtigung ist Frauen- und Männersache!
Gemeinsam mit einigen grünen Männern, die für gleiche Rechte und gleiche Pflichten zwischen den Geschlechtern stehen, habe ich das „Grüne Männer-Manifest“ verfasst, ein Anstoß zur Debatte um die Rolle der Männer in der Gleichberechtigungspolitik. Es enthält Visionen für eine Männerpolitik, die die Rolle der Männer neu denkt und damit die Ziele der Gleichberechtigung unterstützt. Wir wollen damit zeigen, dass bei Bündnis 90/Die Grünen Frauen und Männer für Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, neue Rollenbilder und gesellschaftlichen Aufbruch stehen. Als Autoren des Männer-Manifests wünschen wir uns eine breite Debatte - in der grünen Partei, in der Gesellschaft, bei und mit Männern und Frauen. mehr»

Sven Glawion: Immergleiches, Wohlstandsprobleme und Gemeinplätze – wir brauchen eine gelassene und differenzierte Debatte um Männlichkeiten.
Feministische Theorie, emanzipatorische Politik und Männer- und Männlichkeitsforschung haben viel zur Verbesserung von Chancengleichheit und Geschlechterdemokratie zu bieten. Die Begleitmusik von Antifeministen sowie von „Grünen Feministen“ ist hingegen aus der Zeit gefallen. mehr»

Elahe Haschemi Yekani: Männer-Trouble und privilegierte Krisen
Es ist interessant zu beobachten, dass der Diskurs um die Probleme junger Männer, die in der Tat ernst genommen werden müssen, sehr schnell auf fehlende männliche Vorbilder, Instabilität der Geschlechterrollen und Verunsicherung in Zeiten neoliberaler Marktregimes rekurriert. Dabei zeigt Sebastian Scheele in dieser Debatte ganz richtig, dass es wenig bringt, diese Konfliktfelder, erstens, zu personalisieren und ausschließlich unter der Rubrik Befindlichkeiten zu diskutieren und, zweitens, dass viele der auch im Männermanifest der Grünen Männer geäußerten Vorstellungen keineswegs neu sind. mehr»

Volker Handke: Anmerkungen zu einer Scheindebatte
Die Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Niersteiner Erklärung und den sogenannten Männerechtlern als Debatte zu bezeichnen, überschätzt die breite gesellschaftliche Aufmerksamkeit der Geschlechterfrage. Es scheint sich eher um eine hitzige Diskussion unter ExpertInnen und prominenten Akteuren eines erstarrten Genres zu handeln. Interessant sind gleichwohl die heftigen Reaktionen auf einen vermeintlichen Tabubruch. Denn der „rechte“ Vorwurf zählt immerhin zu den schärfsten Diskursfiguren. Entsprechend laut sind Wunsch und Forderung, sich zu distanzieren. Der Begriff Männerrechtler erfährt dabei übrigens eine neue Deutung, denn eigentlich bezeichnet er das besondere Engagement für juristische Aspekte der Männerfrage insbesondere bei Sorge-, Umgang- und Scheidungsrecht. mehr»

Sabine Hark: Sind Jungs so?
„Jungs sind so!“ titelt die ZEIT vom 5. August 2010. So nämlich: Sie versagen in der Schule, sie können, wie der Erziehungswissenschaftler Klaus Hurrelmann im Zeit-Gespräch feststellt, die heute relevanten sozialen Codes nicht knacken, weshalb sie sich in der Schule, die obendrein von Lehrerinnen dominiert sei, nicht zurecht finden; sie brauchen Raum, Zeit und Gelegenheit zum Raufen und Toben, weil sie „vom Naturell her raumgreifender“ sind; sie können nicht still sitzen und lesen lieber Comics statt Erzählungen; sie verstehen wahlweise sich selbst oder die Welt nicht und sind von pubertären Hormonstürmen gebeutelt. So oder ähnlich können wir es seit geraumer Zeit von Woche zu Woche mal in der ZEIT, mal im Spiegel, im Focus, in der FAZ und ohnehin im Internet lesen. Mit Verlaub: das ist Sexismus pur. mehr»

Jan Philipp Albrecht: Am Morgen danach: Was bleibt vom Männermanifest
Seit wir – eine Gruppe grüner Politiker gleichen Geschlechts – im Frühjahr diesen Jahres das so genannte Grüne Männermanifest veröffentlichten, war dies für mich keine Überraschungsaktion. Bereits ein Jahr zuvor hatten wir anlässlich des internationalen Frauentages eine Erklärung veröffentlicht, in der wir explizit als Männer zu der noch immer bestehenden Diskriminierung auf Grund des Geschlechts Stellung bezogen. mehr»

Ilse Lenz: Wie wird Geschlechterdialog in der Geschlechterpolitik möglich?
Der Streit in der Geschlechterpolitik lohnt sich, wenn

  • individuelle Möglichkeiten für Frauen und Männer, für Jungen und Mädchen erweitert werden können,
  • strukturelle Lösungen dafür entwickelt werden können
  • und die Bündnisse für Gleichheit zunehmen. mehr»

Astrid Rothe-Beinlich: Wer fühlt sich eigentlich von wem herausgefordert? Und wo bleibt die Gerechtigkeit? Versuch einer Provokation…
Auf jeden Fall ist der Streitwert rund um die Geschlechterdebatte – zumindest in einigen Kreisen – hoch im Kurs; in unterschiedlichsten Ausprägungen. Auch hier vielfach nachlesbar: akademische Diskurse, die oft abstrakt erscheinen und so vermutlich schon wieder viele außen vor lassen. Zudem: Wirklich neu ist das ja auch alles nicht… mehr»

Franza Drechsel: Die Herausforderungen liegen woanders
Es gibt keinen Streit und auch keine Debatte mit den Männerrechtlern, sondern einzig ein Nebeneinanderherreden, was auch gut so ist. Die durch das Männermanifest neu angestoßene Debatte ist nicht als Streit zu bewerten, sondern als Anstoß, endlich gemeinsam Geschlechterpolitik zu machen. mehr»

Martin Wilk: Was für eine Männerpolitik brauchen wir?
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Katrin Rönicke: Männerrechtler ernst nehmen und handeln
Männer haben es sehr schwer. Und der Feminismus geht langsam zu weit. So könnte man knapp und kurz die Aussagen diverser Männer-Rechtsgruppen und -vereine zusammenfassen, die mehr und mehr ihre Perspektiven auf die Geschlechter-Konflikte in den öffentlichen Medien zu platzieren wissen. Auch im feministischen Blog maedchenmannschaft.net treten die Männerstimmen, die dem Feminismus Männerfeindlichkeit unterstellen, seit Anfang an immer wieder lauthals zutage. mehr»

Stephan HöyngIch möchte Teil einer sozialen Bewegung sein
Als ich 1986 begann, mich mit dem Thema Männer zu befassen, verstanden in dieser kleinen, kaum so zu nennenden Männerbewegung eigentlich alle die Frauenbewegung und die Schwulenbewegung als Vordenker. Es wurde darum gestritten, ob die Herrschaftsverhältnisse durch Kapitalismus oder Partriarchat bestimmt waren. Die bewegten Männer befassten sich in Absetzung von Politfreaks mit Themen wie Sexualität und Partnerschaft, was ihnen oft als Bauchnabelperspektive vorgeworfen wurde. mehr»

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