Baynetna – Zwischen uns.

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Mohanad Kaikanni, Dana Haddad und Ali Hasan während der Eröffnungsfeier der Bibliothek „Baynetna”.

Wie die erste arabische Bücherei in Berlin entsteht. Die Eröffnung.

Rappelvoll ist das Penthouse im 16. Stock in der Stresemannstraße 95/97 in Berlin-Kreuzberg. Was für ein wunderschöner Ort mit einem traumhaften Blick über ganz Berlin! Noch ist die erste arabische Bücherei nicht fertig, aber schon der Beginn eines neuen Lese- und Kulturorts wurde begeistert gefeiert.

Die Idee für „Baynetna” (arabisch für: „Zwischen uns”) entstand vor etwa einem Jahr. Und sie entstand aus einer Sehnsucht: Mohanad Kaikanni vermisste seine Bücher. In Aleppo hatte er Anglistik studiert, allerdings ohne Leidenschaft, denn studieren bedeutete in Syrien vor allem, mit 2000 Kommiliton*innen in einem Saal zu sitzen und Multiple-Choice-Tests auszufüllen. Umso wichtiger war die eigene Bibliothek zuhause. Doch sie wurde zerbombt, wie überhaupt sein ganzes altes Leben.

In Berlin im Deutschkurs sitzend, wuchs die Lust auf arabische Literatur weiter – und seinem Sitznachbarn, dem Musiker Ali Hasan, ging es nicht anders. Womit sie schon zu zweit für die Idee brannten, in Berlin eine arabische Bücherei zu eröffnen. Doch noch fehlte die Location und auch das Geld. Trotzdem wurden die ersten arabischen Verlage angeschrieben und die schenkten und schickten sofort die ersten Buchpakete. Allen voran Mamdouh Adwan Publishing House  war sehr großzügig. Worauf warten? Die Idee ist genial! Das Ortsproblem wird sich schon irgendwie lösen. Korrekt. „Baynetna” hat inzwischen eine Herberge in der “Zusammenkunft” gefunden, einem Projekt für Berliner Künstler*innen, die Angebote für Geflüchtete machen.

Das aber genau will das inzwischen stark angewachsene Bücherei-Team nicht: Auf ihre Flucht reduziert werden. Sie wollen keine Angebote bekommen, sondern selber welche machen. Sie sind Kulturschaffende – und sie werden Berlin verändern, genauso wie tausende NeuBerliner*innen vor ihnen.

Dana Haddad, die an der TU-Berlin Architektur studiert, hatte eine geniale Idee: Sie gewann eine Abschlussklasse “Fioretti 1:1 build an design project” dafür, Möbel für die Bibliothek zu entwerfen und sie an „Baynetna” zu spenden. Die Ergebnisse wurden an diesem Abend übergeben, und sie sind umwerfend! Die Studierenden haben passgenau für die Bedürfnisse von „Baynetna” Regale, Tische, Stühle gebaut. Alles ist roll- und wandelbar. Denn wer keine Miete zahlen kann, muss flexibel sein und seine Bibliothek auch immer wieder einpacken, um Platz für andere Projekte zu machen. Die Regale haben ein Teppichfach und einen Kissenschutz – und erlauben so die Kombination der arabischen und europäischen Sitz- und Lesekultur: Die einen rollen sich ihren Teppich aus und machen es sich mit Kissen gemütlich, die anderen nehmen an Tischen Platz. Wird zu einer Lesung eingeladen, dann werden die Tische zu einer kleinen Bühne umgebaut – und die Bibliothek wandelt sich zu einem Veranstaltungsort. Und was für Bücher finden sich in „Baynetna”? Im Zentrum stehen arabische Literatur und aktuelle Sachbücher. Arabische Übersetzungen von europäischen Klassikern sind ebenso gefragt wie deutsche oder englische Übersetzungen von arabischen Werken.

 

Dieser Artikel erschien zuerst beim Aktionsbündnis "Wir machen das". Der Originalbeitrag hier.

 

Am 1. März eröffnet die Bücherei von Montag bis Donnerstag, 10.00 – 17.00 Uhr, am Wochenende von 12.00 – 17.00 Uhr.

Wer noch keinen Bibliotheksausweis hat, ruft kurz durch, sobald er/sie vor der Tür steht: 0152 08 68 24. 13.

Wir freuen uns auf Euch.

Das “Baynetna”-Team