"Deutschland sucht den „Super-Papa“. Impulse für eine moderne Väterpolitik"

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Vernachlässigt werden bisher aber sowohl die Rolle und politische Bedeutung der bisherigen Väterforschung als auch die Frage nach den wünschenswerten Zielen einer „Väterpolitik“.
 

Fachtagung am 23./24. April 2010 in der Fachhochschule Köln

In den letzten Jahren kreiste die Mediendebatte über Väter um die Einführung von “Papamonaten” im Elternzeitgesetz. Gleichzeitig fokussieren die geschlechter- und gleichstellungspolitischen Aktivitäten der letzten und auch der neuen Bundesregierung immer mehr auf familienpolitische Aspekte, während feministische und geschlechterpolitische Themen oder Gender Mainstreaming zunehmend ausgeblendet werden. Passend zum modernisierten Familienbild der CDU rücken nun Jungen und Väter in den Blick, das Elternzeitgesetz soll geändert und die so genannten „Vätermonate“ erweitert werden. Auch wenn es zu begrüßen ist, dass der Blick nun auch mehr auf Männer und Väter als geschlechterpolitische Akteure gerichtet wird, so fällt auf:

  • die traditionellen Lebens-, Partnerschafts- und Familienmodelle werden in den Bereich der privaten Entscheidungsfreiheit und Lebensführung geschoben
  • Dominanzverhältnisse und strukturelle Benachteiligungen zwischen den Geschlechtern und in den Institutionen werden nicht mehr thematisiert.

Sie sollen, wenn überhaupt, mit „freiwilligen Selbstverpflichtungen“ oder „Bündnissen“ angegangen werden. Wozu das (nicht) führt, war bei dem Thema Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft hinlänglich zu beobachten und zieht sich durch die Debatte um den Ausbau von Betreuungseinrichtungen.

Welche Wirkungen die „Bündnisse für Familie“ erzielen ist zumindest fraglich. Wer sich vor Ort umschaut, weiß, dass geschlechterpolitische Fragen oder Gender Mainstreaming noch lange nicht ausreichend an der politischen Basis und in den Strukturen von Politik und Verwaltung angekommen und in die Politik vor Ort integriert sind. Daher sind hier noch viel politische Unterstützung sowie ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen notwendig.

Väterforschung und Väterpolitik

Auf den zahlreicher gewordenen öffentlichen Veranstaltungen der letzten Jahre zum Thema Väter stand die Suche nach den Impulsen für die professionelle Arbeit mit Vätern im Vordergrund. Wie sich die Träger von Betreuungs-, Beratungs- und Bildungsangeboten auf die wachsende Präsenz einer neuen Zielgruppe einstellen, ist sicher ein wichtiges Thema. Vernachlässigt werden bisher aber sowohl die Rolle und politische Bedeutung der bisherigen Väterforschung als auch die Frage nach den wünschenswerten Zielen einer „Väterpolitik“. Diese greift als integratives Moment auch in der kommunalen Politik, Bedürfnisse und Interessen von Vätern auf und gibt Anregungen und Impulse für eine emanzipatorische (Verwaltungs-)Arbeit und politische Praxis. Väterpolitisch ebenso wenig diskutiert wurden bisher Themen von Vielfalt und Diversity vor dem Hintergrund väterlicher Lebenswelten. Hier sind insbesondere Differenzen entlang von Klasse, ethnisch-kultureller Zugehörigkeit, Alter, sexueller Orientierung oder Behinderung interessant.

Auf kommunaler Ebene sind politische Entscheidungen an der Tagesordnung, die nachhaltig die Geschlechterverhältnisse, den Umgang zwischen Männern und Frauen, Mädchen und Jungen beeinflussen. Nicht nur im Jugendhilfeausschuss kann die Frage sinnvoll sein, in welchem Ausmaß jeweils Mädchen und Jungen, Mütter und Väter hierbei von den Entscheidungen profitieren und ob Jungen, Männer oder Väter dabei angemessen berücksichtigt oder auf eine aktive Vaterrolle orientiert werden. Interessante kommunale Politikfelder sind hier vor allem die Wirtschaftsförderung, Kinder- und Jugendhilfe, Kita und Schule, Familien- und, Erwachsenenbildung, Gleichstellungsarbeit, Integrationspolitik, Sport und Gesundheit, Kindschafts- und Sorgerecht, Arbeits- und Sozialpolitik.

Die geplante Fachtagung setzt insbesondere auf dieser Ebene an und soll vielfältige Impulse geben für eine politische und Verwaltungspraxis, die Väter mehr und anders als bisher in den Blick nimmt. Sie richtet sich an:

  • Entscheidungsträger_innen und Akteure in Verbänden und der (kommunalen) Verwaltung, z.B. aus Stadt- und Gemeinderäten, Familienverbänden, Jugendämtern, Jugendhilfe und Schule
  • Politiker_innen von kommunaler und Landesebene
  • geschlechterpolitische Praktiker_innen, z.B. Engagierte und Initiativen aus der Frauen-, Männer-, Kinder- und Jugendpolitik, Gleichstellungsbeauftragte

Die Fachtagung will

  • einen Einblick in Väterforschung und Vaterkonzepte im Zusammenhang gegenwärtiger Geschlechtertheorien sowie deren Einfluss auf politische Konzepte vermitteln,
  • emanzipative Väterpolitik(en) und väterpolitische Praxis fördern, die sich kritisch mit traditionellen Väter- und Familienbildern auseinandersetzt und Bilder von Elternschaft erweitert, soziale Vaterschaft in den Vordergrund rückt,
  • zeigen, dass Politik für Väter (auch) anders gehen kann: Stereotypen und Benachteiligungen aber auch Privilegierungen sichtbar machen,
  • Gender-Dialoge auf der kommunalpolitische Ebene in die Parteien sowie Gemeinde- und Stadträte hineintragen und mittels konkreter Beispiele Impulse dafür geben.

Dabei sind mehrere Querschnittsaufgaben zu bearbeiten und zu berücksichtigen, dass

  • es einen Mittelschichtbias in der Väterdebatte gibt und Väter in prekären bzw. von Armut belasteten Lebenslagen dringend mehr in den Blick genommen werden müssen,
  • marginalisierte oder benachteiligte Gruppen, wie Homo-, Transsexuelle, Migrant_innen, Flüchtlinge, Asylant_innen, Menschen mit Behinderung bei Analysen und politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Bericht zur Tagung - Der Super-Papa braucht politische Unterstützung

 
 
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Veranstalter / Kooperationspartner:

Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Sozialpädagogisches Institut NRW, Fachhochschule Köln
Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse, Berlin
Männer-Väter-Forum-Köln

 

Veranstaltungsort:
Fachhochschule Köln, Ubierring 48, 50678 Köln (Lageplan)

Anmeldung:
Die Anmeldefrist endete am 18. April 2010.

Die Teilnahme an der Veranstaltung kostet 30,-€ / 15,-€ (ermäßigt).

Programm (PDF)

Kontakt:
Henning von Bargen, Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung, vonbargen@boell.de
Martin Verlinden, Fachhochschule Köln, Martin.Verlinden@fh-koeln.de

Unterkunft / Hotels:
in Fußläufigkeit (bis zu 15 Minuten Fußweg) der Südstadt/FH gibt es folgende preiswerten Hotels:

Hotel Am Chlodwigplatz
Merowingerstraße 33
50677 Köln
Fon: 0221 - 931244-0‎
Einzelzimmer: 58,00 € bis 85,00 € für 1 Pers./Tag inkl. Frühstück
E-Mail: service@hotel-am-chlodwigplatz.de

Hotel Accent Severin
Severinstr. 61
50678 Köln - Altstadt Süd
Fon: 0221 - 931867-0‎
Ab 74,00 EUR inkl. Frühstück
E-Mail: accent-severin@t-online.de

Tagungs- und Gästehaus St. Georg
Rolandstraße 61
50677 Köln‎
Fon: 0221 - 937020-0‎
Hotelzimmerpreise incl. Frühstück
mit w/k Wasser, Etagendusche/WC ab 35,00 €
Pfadfinderschaft, 80 Betten
von sehr schlicht bis annehmbar komfortabel
E-Mail: gaestehaus@dpsg-koeln.de

Hotel Christina
Bischofsweg 52
50969 Köln
Fon: 0221 - 37631-0‎
Einzelzimmer Basisrate: 63,00 EUR inkl Frühstücksbuffet
E-Mail: info@hotelchristina.de

 
 

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