Femizide in Österreich

Plakat mit Aufschrift "Man tötet nicht aus Liebe - Männliche Gewalt fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erhebliche Schäden zu" im Stil der Warnungen auf Zigarettenschachteln an einer verschneiten Bushaltestelle.

Alle zweieinhalb Tage wird in Deutschland statistisch gesehen eine Frau durch einen (Ex-)Partner getötet. "Diese Gewalt ist auch Ausdruck ungleicher Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen," sagt die neue Familienministerin und Grünenpolitikerin Anne Spiegel. Auch in Österreich sind Femizide ein weitreichendes Problem: Im Nachbarland werden mehr Frauen als Männer ermordet, seit Anfang des Jahres gab es 31 Morde und 63 Mordversuche. Die Taten begehen mehrheitlich Männer und stehen häufig in einem Beziehungs- oder Familienverhältnis zu den Frauen. Und das ist nur die Spitze des Problems: Jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr erfährt körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Die Situation wurde mit der Covid-19 Pandemie und den Lockdowns noch verschärft.

Das Problem ist die fehlende Umsetzung der Gesetze und Maßnahmen gegen Femizide. Deshalb gibt es immer mehr Stimmen und private Organisationen, die sich für die aktive Gewaltprävention starkmachen. Das Kollektiv Claim the Space hält nach jedem Femizid eine Mahnwache, um für die Opfer und das Problem Sichtbarkeit zu schaffen. Die Initiative StoP (Stadtviertel ohne Partnergewalt), mehrheitlich finanziert durch das Sozialministerium, involviert die Nachbarschaft und schult Menschen darin, Anzeichen von Gewalt im Wohnhaus und im Viertel zu erkennen und zu handeln.

Die Regierung verabschiedete Anfang des Jahres ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, an der Erarbeitung dessen jedoch Opferschutzvereine nicht beteiligt waren. Seit September gibt es außerdem eine „verpflichtende Täterberatung“. Die muss jemand im Umfang von sechs Stunden absolvieren, wenn ein Betretungs- oder Annäherungsverbot gegen die Person verhängt wurde. Viel zu wenig und nicht nachhaltig, sagen Kritiker*innen. Sie fordern langfristige Anti-Gewalttrainings und Gefährdungsprogronosen.