In den früheren zwischenstaatlichen Kriegen Europas wurden vor allem Angehörige des Militärs getötet, in den heutigen innerstaatlichen Konflikten sterben vor allem ZivilistInnen. Die Hilfsorganisation Oxfam schätzt die Zahl der Zivilopfer heute auf 80 und 84 Prozent. Auch die Friedensforscherin Mary Kaldor schreibt, das Verhältnis zwischen Zivilopfern und getöteten Soldaten habe im Ersten Weltkrieg 1:8 betragen, inzwischen habe es sich exakt umgekehrt und liege bei 8:1.
Beispiel Irakkrieg: Von März 2003 bis Ende 2008 sind dort bisher rund 5.000 US-SoldatInnen und mindestens 88.000 irakische ZivilistInnen getötet worden. Wenn man die indirekten Kriegsfolgen wie Terroranschläge oder mangelnde medizinische Hilfe hinzuzählt, beträgt die Zahl der irakischen Zivilopfer laut einer im Medizin-Fachblatt „The Lancet“ veröffentlichten Studie der John-Hopkin-Universität zwischen 392.000 und 942.000 bis Mitte 2006. Nach dieser Zählweise dürfte die Zahl von einer Million Toten inzwischen überschritten sein.
Viele Kriegsfolgen machen sich noch nach Jahrzehnten bemerkbar, wie im Fall von versteckten Landminen. Weil Frauen in vielen Ländern für Feldarbeit und Wasserholen zuständig sind, werden sie öfter durch Minen verletzt. Andere langfristige Kriegsfolgen sind Umweltzerstörungen und Traumatisierungen, die an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.
In vielen Konflikten werden jedoch auch männliche Zivilisten getötet und weibliche vergewaltigt. Das Massaker im bosnischen Srebrenica ist dafür ein Beispiel, ein anderes ist das von Reitermilizen heimgesuchte Darfur im Sudan. Dort hat sich das demografische Gleichgewicht inzwischen dramatisch zu Lasten der Männer verschoben, weil drei Viertel der Todesopfer männlich sind.
Quellen: www.oxfam.de, Mary Kaldor, Neue und alte Kriege, S. 18, http://www.iraqbodycount/database/, http://www.thelancet.com/, afp-Bericht zu Darfur vom 2.7.2004
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