Sozialen Status von Frauen subversiv ausnutzen

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Die Mütter von der Plaza de Mayo in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires wurden weltberühmt. Seit 1977 bis heute demonstrierten sie beharrlich jede Woche mit einem Schweigemarsch auf der Plaza. Sie forderten Aufklärung, wie, wo und warum ihre Kinder und Angehörigen während der Militärdiktatur in den 70er-Jahren verschwunden waren. Als Mütter waren sie gesellschaftlich vergleichsweise geachtet und genossen von daher einen gewissen Schutz. Ähnlich arbeite(te)n die Gruppe Gegenseitige Unterstützung in Guatemala, die Verwandten der Inhaftierten und Verschwundenen in Chile oder die Vereinigung der Frauen von Srebrenica. In Russland hat sich die „Vereinigung der russischen Soldatenmütter“ die „Demilitarisierung des gesellschaftlichen Bewusstseins“ und die „Verteidigung der Zivilgesellschaft“ mittels Bildungsarbeit vorgenommen. Manchmal, nicht immer, schützt der Mutterstatus vor Repressionen.

Israelische und palästinensische Friedensaktivistinnen trafen sich schon in den achtziger Jahren, als noch jeder politische Kontakt zwischen Israelis und Palästinensern verboten war, an geheimen Orten in Jerusalem. Sie wurden nicht verhaftet, denn sie waren ja „nur Frauen“, und sie nutzten diesen gesellschaftlichen Minderstatus ebenfalls geschickt aus. Immer wieder traten die Frauen dieses „Jerusalem Link“ mit gemeinsamen Vorschlägen zur Konfliktlösung an die Öffentlichkeit. Die 2005 von ihnen gegründete „Internationale Frauenkommission für einen gerechten und nachhaltigen Frieden zwischen Palästina und Israel” (IWC) fordert die Teilnahme von Frauen beider Seiten an offiziellen Friedensverhandlungen und wird inzwischen auch in der UNO gehört.

Quellen:
Ute Scheub, Friedenstreiberinnen, Gießen 2004, Simone Süsskind, Die Internationale Frauenkommission, in: Gunda-Werner-Institut, Hoffnungsträger 1325, Berlin 2008, S.153-161


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