Zivil-militärische Zusammenarbeit CIMIC

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Die zivil-militärische Zusammenarbeit (Civil Military Cooperation, CIMIC) spielt seit den Konflikten in Ex-Jugoslawien eine immer wichtigere Rolle, vor allem im Kosovo, in Mazedonien und Bosnien-Herzegowina. Theoretische Überlegungen zu CIMIC finden sich mittlerweile sowohl im Kontext der NATO, der EU und einzelner Staaten, wie auch der Bundesrepublik. Real ein- und umgesetzt wird das Konzept allerdings aktuell nur von Nationalstaaten.

CIMIC ist als Instrument sowohl auf der militärischen als auch zivilen Seite stark umstritten. Viele sehen es als positiv an, dass dabei die zivile Konfliktbearbeitung im Vordergrund steht, denn das verweist auf deren Bedeutungsgewinn. Andere kritisieren, dass CIMIC dennoch ein Instrument des militärischen Apparates bleibt. Das Militär bleibt Hauptakteur in einer Krisenregion, in der es in der Regel bereits vorher schon zum Einsatz kam, zum Beispiel im Rahmen einer so genannten Humanitären Intervention. Damit vermischen sich die Rollen von militärischen und zivilen Organisationen in der Wahrnehmung der betroffenen Bevölkerung, was den Wiederaufbau ziviler Strukturen maßgeblich behindern kann. Außerdem bleibt bei CIMIC-Einsätzen die Entscheidungskompetenz beim Militär, während zivile Akteurinnen zwar eine zentrale Rolle in der Konfliktbearbeitung selbst spielen, aber keinen Einfluss auf die Gesamtsituation nehmen können. Das Ungleichgewicht zwischen militärischen und zivilen Komponenten ist in CIMIC von vornherein angelegt. Die zivile Konfliktbearbeitung läuft durch derartige Kooperationen Gefahr, ihr eigenes friedenspolitisches Profil und ihre präventive Orientierung zu verlieren. Hinzu kommt die fehlende Gender-Perspektive. Die bisherigen CIMIC-Konzepte sind geschlechterblind, sowohl was die Inhalte angeht, als auch im Hinblick auf die Repräsentanz von Frauen.

Quelle:
Buro, Andreas (2004): CIMIC – ein brisanter Cocktail, unter: Netzwerk Friedenskooperative


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