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Verhütung: Zwischen selbstbestimmter Familienplanung und Zwangsverhütung

aus der Reihe: Reproduktive Gerechtigkeit weltweit
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Von 1,9 Milliarden Menschen, die schwanger werden können und sich im reproduktiven Alter (15-49 Jahre) befinden, haben nach dem UN-Bericht “World Contraceptive Use by Method 2020” weltweit etwa 1,1 Milliarden das Bedürfnis nach Familienplanung. Das heißt, selbst entscheiden zu können, Kinder zu bekommen, wie viele und in welchem Abstand. Dabei spielen Verhütungsmittel eine zentrale Rolle. Das Problem ist, dass Verhütungsmittel nicht für alle zugänglich sind. Rund 190 Millionen gebärfähige Menschen haben einen ungedeckten Bedarf an Verhütungsmitteln. Diese Zahl ist mit der Covid-19 Pandemie noch weiter angestiegen. Global betrachtet ist der Zugang zu Verhütung sehr unterschiedlich und wird durch ökonomische, soziale und kulturelle Faktoren beeinflusst.

Die (Weiter-)Entwicklung von Verhütungsmethoden für alle Geschlechter und Verhütungsmittel ohne starke Nebenwirkungen stockt, da sie von Profitinteressen privater Pharmakonzerne abhängt. Der Bedarf an Verhütungsmethoden ist aber für Menschen, die schwanger werden können, so elementar, dass Geschlechterungerechtigkeit und starke Nebenwirkungen (z.B. durch die Pille) in Kauf genommen werden. Gleichzeitig werden Langzeitverhütungsmethoden und Sterilisationen ohne informiertes Einverständnis (informed consent) in vielen Ländern der Welt und im Rahmen von sogenannten “Entwicklungshilfeprogrammen” angewendet und schränken die selbstbestimmte Entscheidung für Elternschaft massiv ein. Verhütung ist somit sowohl ein machtvolles Instrument der Selbstbestimmung als auch der Bevölkerungskontrolle.


Dieser Artikel erschien zuerst hier: boell.org

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
März 2022
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung / Gunda-Werner-Institut
Seitenzahl
8
Lizenz
Sprache der Publikation
Deutsch
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