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Das Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung
Wer wir sind und wie wir arbeiten
Die Heinrich-Böll-Stiftung ist eine politische Stiftung mit Sitz in der Mitte von Berlin. Sie steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe, arbeitet aber unabhängig von Partei und Bundestagsfraktion. Entsprechend den grünen Grundwerten stehen wir für Ökologie und Nachhaltigkeit, Demokratie und Menschenrechte, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit sowie die Emanzipation und Gleichberechtigung aller Geschlechter.
Feministische Politik in der Heinrich-Böll-Stiftung hat eine lange und vielfältige Tradition, nicht zuletzt, weil eine der drei Teilstiftungen, aus denen die Heinrich-Böll-Stiftung entstanden ist, eine feministische Frauenstiftung war. Das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie (GWI) ist 2007 aus den vormals getrennten Einheiten - dem Feministischen Institut und der Stabsstelle Gemeinschaftsaufgabe Geschlechterdemokratie - hervorgegangen. Es nimmt mit seiner geschlechterpolitischen und feministischen Bildungsarbeit Herrschaftsstrukturen und Dominanzverhältnisse in den Blick, sei es zwischen den Geschlechtern oder in Bezug darauf, wie Machtverhältnisse sich auf die Geschlechterverhältnisse auswirken. Ziel ist eine gerechte, gewaltfreie und geschlechterdemokratische Gesellschaft.
Das GWI bietet Plattformen und Diskussionsforen für eine Vielfalt feministischer und geschlechterpolitischer Ansätze, ist Knotenpunkt zwischen Wissenschaft, Politik und Aktivist*innen und setzt intersektionale feministische gesellschaftspolitische Impulse für grüne Politikentwicklung und Geschlechterpolitik. Die Arbeit wird entlang von Schwerpunkten gestaltet.
Gunda Werner (1951–2000), unsere Namensgeberin, war Philosophin, Organisationsberaterin, feministische und lesbische Aktivistin und Gründerin. Als Geschäftsführerin der Frauenanstiftung verankerte sie den Begriff und das Konzept der Geschlechterdemokratie in der Heinrich-Böll-Stiftung insgesamt. Wir sehen uns in der antirassistischen Tradition insbesondere der Frauenanstiftung und entwickeln auf dieser Basis unsere Arbeit diskriminierungskritisch und intersektional weiter.
Wir engagieren uns für eine gerechte, gewaltfreie und geschlechterdemokratische Gesellschaft
Für uns heißt Feminismus die Arbeit für eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft für alle. Dabei gibt es nicht nur einen Feminismus, sondern viele. Wir akzeptieren, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse komplex und nie ohne Widersprüche sind. Wir legen das Augenmerk auf Prozesse und wollen Bewegung. Wir arbeiten intersektional und fordern die gleichberechtigte Teilhabe und den gleichen Zugang zu Ressourcen für ALLE – egal ob Menschen sich als queer, trans, inter oder hetero beschreiben und natürlich auch unabhängig von ihrer Herkunft, Klasse und zugeschriebener Gruppenzugehörigkeit oder Be_Hinderungen / Beeinträchtigungen.
Wir begegnen antifeministischen Entwicklungen und unterstützen die demokratische Zivilgesellschaft
Antifeminismus ist eine zentrale Denkweise und Ideologie im Rechtspopulismus, in der Neuen Rechten, im Rechtsextremismus und in anderen demokratiefeindlichen Strömungen. Er trägt dazu bei, extreme Ansichten in der Gesellschaft akzeptabel zu machen und fördert Vorurteile gegen Vielfalt. Damit schwächt er den gesellschaftlichen Zusammenhalt und untergräbt die Demokratie.
Das GWI klärt auf über antifeministische Entwicklungen, z.B. mit Publikationen, einer Mediathek und Bildungsveranstaltungen. Es vernetzt zivilgesellschaftliche Akteur*innen und bietet Raum für kollegialen Erfahrungsaustausch und Beratung.
Wir setzen uns für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Gerechtigkeit ein
Reproduktive Rechte spielen in gegenwärtigen feministischen Kämpfen eine wichtige Rolle. Sie sind ein zentraler Gradmesser für Teilhabe und Geschlechtergerechtigkeit in Demokratien. Reproduktive Gerechtigkeit denkt reproduktive Rechte mit sozialer Gerechtigkeit zusammen und setzt sich für ein Recht auf ein Leben mit Kindern in Sicherheit ein (Absicherung von Familien in allen Formen), ebenso wie auch das Recht, keine Kinder bekommen und austragen zu müssen (Zugang zu Verhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbrüchen). Das tun wir mit spannenden Veranstaltungsformaten wie z.B. dem Fachaustausch mit Expert*innen aus dem Repro Tech Lab zu intersektional-feministischen Perspektiven auf Eizellspende und Leihmutterschaft oder mit der Policy Paper Reihe „Körper, Kinder, Kassensturz“ in Kooperation mit dem Netzwerk „Politiken der Reproduktion.“
Wir diskutieren digitale Entwicklungen aus feministischer Perspektive
Digitale Technologien und politische Entscheidungen werden kaum aus einer feministischen Perspektive betrachtet. Es geht uns darum sicherzustellen, dass die Vorteile digitaler Technologien für alle Menschen zugänglich sind und keine bestehenden Ungleichheiten verstärkt werden. Ziel ist es, digitale Partizipation marginalisierter Gruppen zu fördern, Gleichstellung der Geschlechter zu unterstützen und Diskriminierung und Gewalt im Zusammenhang mit digitalen Technologien zu bekämpfen. Dies tun wir z.B. durch grundlegende Informationen darüber, wie Cybersecurity feministisch gestaltet werden kann und ganz praktisch kollektive und kostengünstige Sicherheitskonzepte entwickelt werden können. Auch beleuchten wir das spezifische Verhältnis von Künstlicher Intelligenz (KI), Gender und Behinderung, sowie deren Intersektionen oder zeigen am Beispiel von Schleimpilzen das Prinzip des Mappings, also wie digitale Karten erstellt und feministisch erweitert werden können.
Wir setzen uns für progressive Männlichkeiten ein
Es wird immer wieder die Frage gestellt, was "Männlichkeit" heute bedeutet. Nicht nur Rechtsextreme fordern, dass wir „wahre Männlichkeit“ wiederentdecken müssten. Es wird über stereotype Rollenbilder gesprochen und diskutiert, was fragile und toxische Männlichkeit(en) ausmacht. Die Frage steht im Raum, was Männlichkeit heute prägt und ob wir diesen Begriff überhaupt noch brauchen? Das GWI macht z.B. Angebote, sich in Workshops mit Vorstellungen von Männlichkeit auseinanderzusetzen, diese zu dekonstruieren und zeigt einschränkende Effekte des Patriarchats für alle Geschlechter auf. Gleichzeitig liegt es uns am Herzen, alternative, emanzipatorische Verständnisse von Männlichkeit zu beleuchten. Da Feminismus und Männlichkeit uns alle etwas angehen, heißt Männlichkeitspolitik eben gerade nicht Lobbyarbeit von Männern für Männer, sondern ein Nachdenken über die Rolle der sozialen Kategorie Männlichkeit im intersektionalen Feminismus.
Für unsere Arbeit erhalten wir als Teil der Heinrich-Böll-Stiftung öffentliche Zuwendungen und arbeiten auf der Grundlage des Stiftungsfinanzierungsgesetzes.