Anne-Klein-Frauenpreis 2014 geht an Imelda Marrufo Nava aus Mexiko

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Imelda Marrufo
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Die Jury vergibt den Anne-Klein-Frauenpreis 2014 an die mexikanische Frauenaktivistin Imelda Marrufo. Sie ist eine bemerkenswerte Kämpferin für die Rechte der Frauen, die sich politisch wie persönlich für die Strafverfolgung des Feminizids und geschlechterbasierter Gewalt einsetzt

Der Anne-Klein-Frauenpreis 2014 geht nach einstimmigem Beschluss der Jury an die Juristin, Feministin und Frauenaktivistin Imelda Marrufo Nava aus Ciudad Juarez, Mexiko. Imelda Marrufo ist eine bemerkenswerte und mutige Kämpferin für Frauenrechte und zugleich eine geniale Netzwerkerin. Sie setzt sich politisch wie persönlich für die Ächtung und Strafverfolgung des Feminizids (Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts) und von geschlechterbasierter Gewalt ein.

Imelda Marrufo lebt und arbeitet in Ciudad Juarez, einer Stadt an der US-amerikanischen Grenze Mexikos, in der sie auch geboren wurde. Die Stadt zieht junge Frauen aus allen Landesteilen an, die hier Arbeit in der Maquiladora-Industrie, den exportorientierten Montagebetrieben an Mexikos Nordgrenze, suchen und finden. Ciudad Juarez erlangte seit den 90er Jahren internationale Aufmerksamkeit durch die besondere Häufung von Frauenmorden, vielfach begleitet von sexueller Gewalt und Verstümmelungen. Noch 2010 galt die Stadt als die gefährlichste der Welt. Straflosigkeit ist die Regel, nicht die Ausnahme. Dem stellt sich Imelda Marrufo mit aller Kraft entgegen: Sie war 2001 eine der Mitbegründerinnen des Netzwerks Mesa de Mujeres. Dort schlossen sich verschiedene Frauenorganisationen zusammen. Anlass damals war die Ermordung von acht Frauen in einem Baumwollfeld am Stadtrand von Juarez. Mesa de Mujeres hat erheblich dazu beigetragen, dass dieser Fall vor dem Interamerikanischen Gerichtshof verhandelt und der Tatbestand des Feminizids erstmals in einem Urteil als Menschenrechtsverbrechen anerkannt wurde. Der mexikanische Staat wurde in drei Fällen schuldig gesprochen, die Sicherheit, Integrität und Freiheit der ermordeten Frauen sowie ihrer Mütter und Familienangehörigen nicht garantiert zu haben.

Bereits als Jurastudentin begann Imelda Marrufo mit einer Gruppe, Frauenmorde zu dokumentieren und den Ermordeten Namen, Gesicht und Geschichte zu geben. Als Vorstandsfrau von Mesa de Mujeres macht sie Lobby-, Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit, begleitet Menschenrechtsverteidigerinnen, die Gewalt erfahren haben, vor Gericht und unterstützt Angehörige von ermordeten Frauen bei der Strafverfolgung und Rechtsfindung. Sie hat großen Anteil daran, dass die Situation in Juarez und die Arbeit von Mesa de Mujeres in ganz Mexiko bekannt ist.

Besonders beeindruckend ist Imeldas Beharren, ihre Heimatstadt trotz allem nicht aufzugeben und darauf zu bestehen, Ciudad Juarez wieder lebenswert zu machen.

Mit dem Preis würdigen wir sowohl Imelda selbst, als auch die Arbeit des Netzwerkes gegen die genderbasierte Gewalt im Norden Mexikos. Imelda stellt sich der Gewalt furchtlos entgegen, setzt sich selbst täglich aufs Neue der Gefahr aus und gibt in beispielhafter Weise all denjenigen Mut, die an Ausmaß und Brutalität der Gewalt gegen Frauen in der Grenzregion zwischen Mexiko und den USA zu verzweifeln drohen. Ihr Beitrag zur Klassifizierung der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen in Ciudad Juarez als Feminizid und gegen die Straflosigkeit der Täter ist beispielhaft.

 

Weiterführende Links:

 

Der Jury des Anne-Klein-Frauenpreises gehören an:

Barbara Unmüßig, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung, Juryvorsitzende

Renate Künast, MdB, Bündnis90/Die Grünen

Prof. Dr. Michaele Schreyer, Vize-Präsidentin des Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland

Jutta Wagner, Rechtsanwältin, ehemalige Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes

Thomas Herrendorf, Inneneinrichter

 

Video-Mitschnitt der Preisverleihung am 07. März 2014

Verleihung des Anne-Klein-Frauenpreises an Imelda Marrufo Nava - Heinrich-Böll-Stiftung

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