Weiterführende Literatur

Weiterführende Literatur

1000 Peacewomen Across the Globe,  Kontrast Verlag 2005
1000 zweiseitige Porträts von 1000 Friedensfrauen - unentbehrliche Fundgrube für 150 Länder und für alle Themenbereiche, die im weiteren Sinne mit Frieden zusammenhängen: Armut, Bildung und Erziehung, Gesundheit, Gewalt gegen Frauen, Menschenrechte, Ökologie usw. Auf Englisch, die deutsche Übersetzung der Porträts ist unter [http://www.1000peacewomen.org/] zu finden.

Ackermann, Lea, Bell, Inge, Koelges, Barbara, Verkauft, versklavt, zum Sex gezwungen – Das große Geschäft mit der Ware Frau, Kösel Verlag 2005
Lea Ackermann ist die Gründerin der Frauenhilfsorganisation "Solwodi", die sich um Zwangsprostituierte in Deutschland, Afrika und anderswo kümmert, Inge Bell eine preisgekrönte Journalistin.

A.G. Genderkiller (Hrg), Antisemitismus und Geschlecht.
Von „effeminierten Juden“, „maskulinisierten Jüdinnen“ und anderen Geschlechterbildern, Unrast-Verlag, Münster 2005
Über den Zusammenhang zwischen Frauenfeindlichkeit und Rassismus, sehr nützlich zum Verstehen der deutschen Geschichte.

Aharoni, Sarai, and Deeb, Rula: Where Are All the Women? UN-Security Council Resolution 1325: Gender Perspectives of the Israeli-Palestinian Conflict, Isha l´Isha, hbs, Haifa
Das Frauenzentrun Isha l ´Isha in Haifa arbeitet innerhalb von Israel erfolgreich mit Resolution 1325 und versucht Friedensprozesse zusammen mit den Palästinenserinnen zu pushen.

Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (Hrg), Gewaltfrei streiten für einen gerechten Frieden, Zwickau 2008
Weitgehend genderfreier Sammelband mit Aufsätzen unterschiedlicher Qualität zur zivilen Konfliktbearbeitung im Allgemeinen und in speziellen Ländern (Mosambik, Guatemala und anderen).

Albrecht-Heide, Astrid, Bujewski-Crawford Ute, Frauen- Krieg- Militär, Images und Phantasien, Verein für Friedenspädagogik Tübingen 1991
Über Flintenweiber, Blitzmädel, Frauen in der Bundeswehr, Ehefrauen von Soldatinnen. These: Die Bundeswehr wird weiterhin ein Männerbund bleiben.

Alexijewitsch, Swetlana, Der Krieg hat kein weibliches Gesicht, Verlag am Galgenberg 1984
Erinnerungen von sowjetischen Soldatinnen aus dem Zweiten Weltkrieg waren gesellschaftlich unerwünscht, das sowjetische Bild von der Frau als barmherziger Lebensspenderin sollte erhalten bleiben. Deshalb wurden die Soldatinnen im Gegensatz zu den Soldaten auch nicht geehrt.

Anderlini, Sanem Naraghi, Women at the Peace Table, Making a Difference, 2000
Sanem Naraghi Anderlini, eine Mitarbeiterin der britischen Friedensorganisation "International Alert", ist eine der Mitautorinnen der berühmten UN-Resolution 1325, die die Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen von Friedensprozessen fordert.

Anker/ Arzt/ Eckstein/ Neissl (Hrg) Männerkrieg und Frauenfrieden, Geschlechterdimensionen in kriegerischen Konflikten, Pro Media Wien 2003
Aufsätze, die einer Wiener Ringvorlesung entstammen, u.a. zur Faszination des Krieges, Opferkonstruktionen und zur "maskulinen Ökonomie der Konkurrenz". "Männerkrieg" und "Frauenfrieden" werden als ideologische Erfindungen dekonstruiert, aber das ist dem eher unglücklichen Buchtitel nicht anzusehen.

Auchter, Thomas, Büttner, Christian, Schultz-Venrath, Christian, Wirth, Hans-Jürgen, Der 11.September, Psychoanalytische, psychosoziale und psychohistorische Analysen von Terror und Trauma, Psychosozial Verlag Gießen 2003
Sammelband psychoanalytischer Autoren über Gewalt, Islamismus, Narzissmus. Das Thema ist brisant, allerdings haben die Herren und wenigen Damen Psychoanalytiker der  Geschlechterproblematik nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet.

Azzellini, Dario, Kanzleiter, Boris (Hrg), Das Unternehmen Krieg – Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kriegsordnung, Assoziation A, Berlin 2003
Aufsatzsammlung über bewaffnete Konflikte in Kolumbien, Türkei, Mexiko (Chiapas), Guatemala, Afghanistan, Indonesien, Kongo, Angola sowie Privatarmeen, Sicherheitsdienst in Deutschland und DynCorp. Erwähnenswert vor allem der Aufsatz zu Guatemala: Ein Forschungsteam unter der Historikerin Gonzales sammelte Lebensgeschichten in einer Gemeinde Guatemalas. Dort herrscht seit 1981 Paramilitarismus und sexualisierte Gewalt und damit das große Schweigen. Für die Militärs waren die Vergewaltigungen der „Tanz der Sieger“ und „das Spektakel der Scham“.

Beck-Gernsheim, Elisabeth, Was kommt nach der Familie? Einblicke in neue Lebensformen, Becksche Reihe, Münhen 1998
Essayistisches Büchlein über die Folgen der Individualisierung, die neue Unübersichtlichkeit der Familie, die Normalisierung von Scheidung, Wunschkindproduktionen, Frauen als „knappe Ressource“ im Generationsverhältnis, multikulturelle Familien.

Benjamin, Jessica, Die Fesseln der Liebe, Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht, Basel und Frankfurt 1990
Standardwerk der feministischen Psychoanalyse. Zentrale These: Das, was Freud als "Penisneid" diagnostizierte, ist weiblicher Neid auf männliche Privilegien.

Benz, Wolfgang (Hrg), Jahrbuch für Antisemitismusforschung 17, Berlin 2008
Besonders erwähnenswert sind hier die Aufsätze zur Islamophobie, unter anderem der Betreiber der Website "Politically Incorrect" und anderen Moslemfeinden. Die These, dass der Islamhass von heute Ähnlichkeiten zum  Antisemitismus des 19. Jahrhunderts entwickelt hat, fand bei dem Mord an der Ägypterin Marwa in Dresden inzwischen seine traurige Bestätigung. Die Rolle von Gender wird in den Aufsätzen auch untersucht, wenn auch eher am Rande.

Biddulph, Steve, Männer auf der Suche, Sieben Schritte zur Befreiung, Heyne, München 2003
Der australische Familientherapeut weist nach, welche psychischen Folgen die Abwesenheit der Väter bei den Söhnen zeitigt. Sein Mantra: Jungen brauchen Väter, Mentoren und ältere Männer, die ihnen den Weg weisen. Das Buch enthält konkrete Handlungsanweisungen für die Entwicklung einer positiven Männlichkeit.

Bourdieu, Pierre, Die männliche Herrschaft, Frankfurt am Main 2005
Bourdieu arbeitet hier unter anderem seinen Begriff vom männlichen "Habitus" und der „patriarchalen Dividende“ aus, von denen Männer im Patriarchat mittels „symbolischen Kapitals“ - Posten, Preise, Prestige - profitieren. Leider ist Bourdieus Stil schwer lesbar.

Bornemann, Ernest, Das Patriarchat, S. Fischer, Ffm 1975
In Teilen durch neuere Erkenntnisse überholte Darstellung, wie vor einigen tausend Jahren das ursprünglich in vielen Regionen herrschende Matriarchat von kriegerischen Männern bezwungen wurde.

von Braun, Christina, Matthes, Bettina, Verschleierte Wirklichkeiten, Die Frau, der Islam und der Westen, Aufbau Verlag 2007
Standardwerk über die historischen und gegenwärtigen Projektionen abendländischer Männer auf  morgenländische Frauen sowie über die Gender-Konstruktionen von Judentum, Islam und Christentum.

von Braun, Christina, u.a. (Hrg), Gotteskrieg und Geschlecht – Gewaltdiskurse in der Religion, LIT Verlag 2006
Tagungsdokumentation mit Beiträgen über den Heiligen Terror, Männlichkeit und religiöse Gewalt gegen Frauen im Islam, Christentum, Judentum, Hinduismus (Beispiele aus Iran, Afghanistan, Algerien, Indien, Irland). Besonders hervorzuheben: Friederike Pannewick, Tödliche Selbstopferung in der arabischen Literatur, und Ulrike Brunotte, Inszenierungen von Religion und Männlichkeit im US-Kriegsfilm.

Brunner, Claudia, Männerwaffe Frauenkörper? Zum Geschlecht der Selbstmordattentate im israelisch-palästinensischen Konflikt, Braumüller 2005
Die Autorin analysiert vor allem die von Frauen begangenen Suizidattentate und die internationale Ordnung, in der diskursiv verhandelt wird, was männlich und weiblich, legitim und illegitim, rational und irrational ist.

Brunotte, Ulrike, Zwischen Eros und Krieg, Männerbund und Ritual in der Moderne, Wagenbach, Berlin 2004
Über Männerbünde und ihre Vordenker, über die „Erfindung“ des Männerbundes durch Heinrich Schurtz, den Wandervogel, den Herakles-Kult im 19. Jahrhundert, den Langemarck-Totenkult des Ersten Weltkriegs, Hans Blühers verkrampfte virile Homosexualität und ihr Hineinwirken in die NS-Zeit trotz Schwulenverfolgung.

Björkquist, Kay, Frey, Douglas (Hrg), Cultural Variation in Conflict Resolution, Alternatives to Violence, Mahwah 1997
Zentrale These dieses Buches: Die Gewalt-Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen sind viel größer als die zwischen den Geschlechtern.

Bushido und Lars Amend, Bushido, riva, München 2008
Was für ein Muttersöhnchen, dieser Bushido. „Seine Erlebnisse waren oft so ungeheuerlich, dass er sich immer dachte, wenn er das jetzt erzählt, glaubt ihm sowieso keiner“, wirbt sein Verlag. Aber seinen immergleichen Stories kann man bloß die langweilige Bestätigung des langweiligen Klischees entnehmen, dass Gangsta-Rapper nur Mama und Huren kennen. Dass solch ein Buch lange Zeit auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste war, spricht Bände über den Zustand der männlichen Psyche in Deutschland.

Eric Chauvistré, Wir Gutkrieger, Warum die Bundeswehr im Ausland scheitern wird, Campus, Frankfurt am Main 2009
Der Autor spießt die politischen Widersprüche in den ISAF-Mandaten und in den Parlamentsbeschlüssen zu den Bundeswehreinsätzen auf, der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Kosovo und Afghanistan. Gender kommt jedoch nicht vor.

Chiari, Bernhard (Hrg), Afghanistan – Wegweiser zu Geschichte.
Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007
Ein "Wegweiser"-Buch für Soldat_innen im Afghanistan-Einsatz. Die landeskundlichen Ausführungen sind hintergründig und informativ, Gender kommt allerdings nur in einem Kapitel vor.

Cockburn, Cynthia, The Space Between Us, Negotiating Gender and National Identities in Conflict, London 1998
Über die Kunst des Friedenmachens. Die Autorin und Aktivistin schildert unter anderem ihre Erfahrungen mit griechisch-türkischen Frauendialoggruppen in Zypern. Zentrale These: Frauen und Männer aus "verfeindeten" Lagern, die miteinander in Kontakt treten, müssen einen "politischen Raum" aufbauen, in dem sie Unterschiede anerkennen und Widersprüche stehen lassen können. Sonst scheitern Dialog und Annäherung.

Connell, Robert W. Der gemachte Mann, Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Opladen 1998
International einflussreiches Buch über die verschiedenen Arten, männlich zu sein und von hegemonialer Männlichkeit zu profitieren sowie über den historischen Ursprung der heutigen dominierenden Männlichkeit aus Kolonialismus und Imperialismus. Der stets antipatriarchal argumentierende australische Professor ist inzwischen eine Frau.

Courbage, Youssef, Todd, Emmanuel, Die unaufhaltsame Revolution – Wie die Werte der Moderne die islamische Welt verändern, Piper, München 2008
Grundthese: Alphabetisierung bewirkt eine demografische Revolution. Sobald zuerst 50 Prozent der Männer und nachfolgend 50 Prozent der Frauen eines Landes alphabetisiert würden, sinke die Zahl der Kinder dramatisch. Dieser Umbruch bringt eine starke ideologische Verunsicherung mit sich, manchmal begleitet von Revolutionen oder Gewaltregimes, danach aber beginne eine freundlichere Welt, in der Familien besser für ihre Kinder sorgten. Diese These wird für die islamischen Länder statisch durchdekliniert und alle Besonderheiten weggelassen, um sie stimmig zu machen. Aber wieso sollten die sowjetische Revolution, die chinesische Kulturrevolution oder die islamische Revolution im Iran Folge einer höheren Frauenbildung sein? Beweise bleiben die Autoren schuldig.

Davy, Jennifer A., Hagemann, Karen, Kätzel, Ute (Hrg), Frieden – Gewalt – Geschlecht. Friedens- und Konfliktforschung als Geschlechterforschung, Klartext Verlag Essen 2005
Sammelband mit den Ergebnissen der Tagung „PazifistInnen, Pazifismus. Friedens- und Konfliktforschung als Geschlechterforschung" des Feministischen Instituts der Heinrich-Böll-Stiftung 2005. Eine Erkenntnis daraus: Männliche Pazifisten wurden auch schon im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als Weicheier denunziert, ihnen wurde die Männlichkeit abgesprochen.

Diamond, Jared, Arm und reich, Die Schicksale menschlicher Gesellschaften, Fischer, Ffm 2007
Der US-Biologe weist nach, dass klimatische und geografische Besonderheiten, zum Beispiel die (Nicht)Existenz züchtbarer Haus- und Lasttiere in den verschiedenen Kontinenten und Breitengraden die Menschheitsgeschichte entscheidend geprägt haben. Dass die Europäer_innen sich in der Neuzeit so rapide entwickeln und die anderen Kontinente unterjochen konnten, lag nach Darlegung des entschieden antirassistisch argumentierenden Professors vor allem an der großen Bandbreite der europäischen Nutzpflanzen und Zuchttiere.

Dijkstra, Bram, Das Böse ist eine Frau, 1999
Umfassende Sammlung über männliche Gewaltfantasien und die Angst der Männer vor weiblicher Sexualität.

Dentan, Robert K., The Semai: A Nonviolent People of Malaya, New York 1979
Die geschlechteregalitär lebenden Semai im Dschungel von Malaysia sind nach Einschätzung des Ethnologen Robert Dentan das friedlichste Volk der Erde - und ein lebendiger Beweis dafür, dass es in erster Linie die Kultur ist, die Männer und Frauen zu friedlichen oder aggressiven Mitbürger_innen formt.

Duerr, Hans-Peter, Obszönität und Gewalt, Der Mythos vom Zivilisationsprozeß, Suhrkamp 1995
Eine Sammlung sexueller Gewaltakte innerhalb und außerhalb von archaischen und modernen Kriegen. Duerr behauptet, das Buch als Widerlegung von Norbert Elias Annahme eines „Zivilisationsprozesses“ geschrieben zu haben, aber der Autor scheint vor allem von fragwürdigem Voyeurismus motiviert gewesen zu sein.

Easlea, Brian, Väter der Vernichtung – Männlichkeit, Naturwissenschaftler und der nukelare Rüstungswettlauf
Buch eines britischen Physikers, also eines Insiders zum Thema Männerfantasien in den Naturwissenschaften, insbesondere bei Atomwissenschaftlern: die Natur als Weib, die es zu entjungfern gilt, die Atombombe als schwangerer Phallus, die Atomexplosion als Geburtsvorgang für "neues Leben".

Ehrenreich, Barbara, Blutrituale, Ursprung und Geschichte der Lust am Krieg, Kunstmann 1997 
Die US-Publizistin und originelle Denkerin Ehrenreich zeichnet die „Erfindung“ von Krieg und männlicher Kriegerkaste durch sozial „überflüssig“ gewordene Männer in der Steinzeit bis zur Moderne nach.

Eisler, Riane, Kelch und Schwert, Von der Herrschaft zur Partnerschaft, Weibliches und männliches Prinzip in der Geschichte, Bertelsmann Verlag München 1989
Zentrale These: Die matrizentrische „Kelch“-Ordnung der Steinzeit war friedlich. Dann wurde die Große Göttin gestürzt und das „Schwert“-Patriarchat errichtet. Etwas zu holzschnittartig.

Enloe, Cynthia, Bananas, Beaches and Bases, Making Feminist Sense of International Politics, 2000
Historische Studie: In Hochzeiten des Kolonialismus entstand das Bild vom männlichen Westen und dem weiblichen Osten.

Enloe, Cynthia, Maneuvers: The International Politics of Militarizing Women´s Lives, 2000
Studie zum Thema, wie Regierungen weibliche Arbeit für Kriegsführung ausnutzen. Mit weltweiten Beispielen.

Enloe, Cynthia, The Curious Feminist, Searching for Women in a New Age of Empire, 2004
Blick auf den weiblichen Alltag im Zeichen der Globalisierung, den Einfluss der US-Kultur auf andere Nationen und die „Männlichkeit“ von UNO und US-Militär

Enßlen, Michael (Hrg.), Zur Logik des modernen Krieges. Politische Strukturen und verborgene Motive. Psychosozial Verlag
Verschiedene Autoren gehen verborgenen Motive von Kriegen nach, zum Beispiel ökonomische Interessen und Männlichkeitsverlangen. Eine der zentralen Thesen: Kriege entstehen, wo unerträgliche Erfahrungen (zum Beispiel Trauerprozesse) abgewehrt werden sollen.

Elias, Norbert, Über den Prozeß der Zivilisation, Bd. 1 und 2, edition suhrkamp Ffm 1976
Standardwerk, dessen zentrale These – die angeblich zunehmende Triebkontrolle des Menschen im Laufe der Geschichte - nicht erst seit zwei Weltkriegen fragwürdig geworden ist.

Faludi, Susan, Männer – das betrogene Geschlecht, Rowohlt, Reinbek 2001
Die Starjournalistin mit Porträts und Reportagen aus der zerfallenden Männerwelt der USA in Betrieben, Militär und Pornoshows. Ihre Beobachtungen sind genau und detailliert, aber vor allem der Abschnitt über das Militär und das Verhalten von Soldat_innen ist untertheoretisiert.

Frank, Justin A., Bush auf der Couch, Wie denkt und fühlte George W. Bush, Psychosozial Verlag Gießen 204
Der US-Psychiater führt einmal mehr aus, was wir längst wissen: George W. Bush war ein pueriler, autoritär strukturierter Militanzling mit unreifer Seele, völliger Unfähigkeit zur Empathie und kaum verhohlenen sadistischen Neigungen.

Frevert, Ute, Die kasernierte Nation, Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland, Beck, München 2001
Umfangreiche und materialreiche Darstellung der preußischen Militarisierung, die ab 1814 die Wehrpflicht kannte. Bürgerrechte und Soldatentum gingen dabei keineswegs parallel, dennoch wurde das Militär als „Schule der Nation“ nicht einmal von Friedrich Engels in Frage gestellt. Die Autorin stellt Geschichte verdienstvollerweise immer auch als Geschlechtergeschichte dar.

Frevert, Ute, Mann und Weib, und Weib und Mann, München 1995
Die Autorin macht die „Sonderentwicklung“ des 19. Jahrhundert deutlich: Parallel zur Entwicklung von Nation, Militär, Industrie und Kolonialismus wurden die Geschlechterdifferenzen so stark wie nie zuvor betont. Sie zeichnet anhand von Lexika-Eintragungen die historische Entwicklung der Begriffe Mann und Frau nach, beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Staatsbürgerrecht, Militär, „männlichem Staat“ und dem Ausschluss der Frauen, wie er 1848 auch von Liberalen propagiert wurde, stellt die Trennung von „männlichen“ und „weiblichen“ Räumen dar und endet mit einer Analyse der Unterschiede zwischen „männlicher“ und „weiblicher“ Ehre.

Fröse, Marlies, Volpp-Teuscher, Ina (Hrg), Krieg, Geschlecht und Traumatisierung, Edition Hipparchia, IKO Verlag, Frankfurt 1999.
Erfahrungen und Reflexionen in der Arbeit mit traumatisierten Frauen in Kriegs- und Krisengebieten. Dokumentation der medica mondiale-Fachtagung von 1998. Expertinnen aus unterschiedlichen Ländern stellen ihre Arbeit, ihre Erfahrungen und Handlungsansätze unter psychotherapeutischen und medizinischen Aspekten, aber auch im juristischen, sozialrechtlichen und politischen Blickwinkel vor.

Gabbert, Karin, Gleichstellung – zu Befehl! Der Wandel der Geschlechterverhältnisse im US-Militär, Campus 2007.
Materialreiches Buch über die (Nicht)Integration von Frauen und Homosexuellen ins US-Militär. Dort gibt es zwar etliche Antidiskriminierungs- und Diversity-Schulungen, die Durchführenden werden aber innerhalb des Militärs nicht akzeptiert und gelten als „Weicheier“, die „für Frauen und Schwarze“ arbeiten. Ein Hindernis für die Gleichstellung von Soldatinnen ist auch die in sich widersprüchliche (Anti-)Schwulenpolitik des Militärs seit der „Dont ask, don´t tell“-Politik von Clinton, die es leicht macht, Frauen als Lesben zu denunzieren.

Gerster, Petra, und Gleich, Michael, Die Friedensmacher
Schöne bildreiche Portraits von Friedenskämpfer_innen aus Nordirland, Mazedonien, Südafrika, Kolumbien etc. Der Anspruch der Buchmacher, „die 100 besten Friedensmacher“ ausgewählt zu haben, darf allerdings bezweifelt werden.

Gibson, James William, Warrior Dreams. Violence and Manhood in Post-Vietnam-America, New York 1994
Studie über den Aufschwung der paramilitärischen Subkultur in den USA unter den Präsidenten Reagan und Bush senior.

Gilmore, David D., Misogyny: the Male Malady, 2001
Gilmores These: Die „männliche Krankheit“ Misogynie gibt es in allen Gesellschaften, Zeiten, Kulturen und Schichten, bei sogenannten Primitiven genauso wie bei Dichtern und Denkern. Sie ist weniger Ausdruck von Frauenhass als von einer tiefsitzenden Ambivalenz. Misogynie geht oft einher mit gleichzeitiger Frauenverehrung, „die Mama und die Hure“ ist ein kulturübergreifender Topos, den es auch in vielen Religionen gibt. Männer hassen „die Frau in sich“ und ihre Abhängigkeit vom weiblichen Körper, die mehr ist als eine sexuelle: Sie wurden von Frauen geboren und gestillt, Milch ist in vielen Kulturen eine heilige Substanz (siehe die heilige Kuh in Indien), von ihnen ernährt und gepflegt. Ihr Frauenhass ist auch ein Versuch, sich gegen Regressionswünsche zu wappnen, mit denen sie sich zurück an die Mutterbrust wünschen.

Gilmore, David D., Mythos Mann – Rollen, Rituale, Leitbilder, München 1991
Die zentrale These des US-Anthropologen: Männlichkeitsrituale ähneln sich weltweit. Im Gegensatz zu Frauen müssen sich Männer sozial beweisen, und sie tun es mit Initiationsriten, die der Regression zurück zu Mutter vorbeugen sollen und die Trennung von ihr befestigen. Gilmore untersucht unter anderem die lärmende Marktplatz-Männlichkeit im Mittelmeerraum (Griechenland, Spanien, Balkan), die zurückhaltend-arbeitssame Männlichkeit in China, die schillernde, Androgynitäten und Übergänge zulassende Männlichkeit in Indien sowie die Männlichkeit in Tahiti und bei den Semai in Malaysia. Bei diesen beiden Völkern geht die Gender-Differenz gegen null, sie kennen fast überhaupt keine Aggression, kein Eigentum und keine Eifersucht. Gilmores Fazit: Die jeweilige Männlichkeit ist immer auch eine Antwort auf natürliche Umstände (Wildtiere, Klima etc.), wobei Kultur soziale Rollen eigendynamisch weiterentwickelt.

Goldstein, Joshua S., War and Gender, Cambrigde 2001
Goldsteins materialreiches Werk untersucht die Rollen von Frauen und Männern in verschiedenen Geschichtsepochen und Kulturen und kommt zum Ergebnis: Männer kämpfen, Frauen nicht - von wenigen Ausnahmen abgesehen. Eine andere wichtige These: Gewalt und Krieg sind weder für Frauen noch für Männer „normal“, die Gewaltbereitschaft einer Gesellschaft muss kulturell hergestellt werden.

Hagemann, Karen, Pröve, Ralf, Landsknechte, Soldatenfrauen und Nationalkrieger, Militär, Krieg und Geschlechterordnung im historischen Wandel, Campus, Ffm 1998
Sammelband zur TU-Tagung „Gender, Krieg und Frühe Neuzeit“. Zentrale Erkenntnis daraus: Frauen waren lange Zeit an Kriegen mitbeteiligt, unter anderem als Soldatenfrauen, Marketenderinnen und Prostituierte. Erst die Entstehung der modernen Nationalarmeen in Europa machte dem ein Ende.

Hagemann, Karen, Schüler-Springorum, Stefanie (Hrg.), Heimat-Front, Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Campus, Ffm 2000 Sammelband zur TU-Tagung Geschlechter-Kriege 1914-1949. Darin wird unter anderem nachgezeichnet, wie Frauen in den Militarismus miteingebunden wurden und wie einfache Soldaten im "Männerbund Militär" und im Verhalten ihrer Vorgesetzten manchmal ein Surrogat für weiblich konnotierte Fürsorge erlebten.

Hagemann-White, Carol, Sozialisation: Weiblich – männlich? Opladen 1984
In diesem damals wegweisenden Buch vertritt die Frauenforscherin die These, dass kleine Jungs einen existenziellen Bruch in der bisherigen Identifizierung mit ihrer Mutter erleben, wenn sie entdecken, dass sie Nicht-Frauen sind. Von da an strengen sie sich an, nicht zu werden wie der Nicht-Mann, also ihre Identität in der doppelten Verneinung zu finden, was extrem kompliziert ist.

Haller, Gret, Politik der Götter. Europa und der neue Fundamentalismus, Aufbau Verlag, Berlin 2005
Das zweite Buch der Schweizer Juristin über Unterschiede im Rechts- und Staatsverständnis zwischen EU und USA, bedingt durch die unterschiedliche Geschichte und unterschiedliche Rolle der Religion. Obwohl die Autorin Feministin ist, spielt Gender darin keine große Rolle.

Hamann, Sibylle, Linsinger, Eva, Weißbuch Frauen, Schwarzbuch Männer – Warum wir einen neuen Geschlechtervertrag brauchen, Deuticke, Wien 2008
Trotz des Schwarz-Weiß-Malerei suggerierenden Titels ein differenziertes Buch zweier Journalistinnen mit vielen Daten und Fakten über den Sonderweg der Deutschen und Österreicher in Sachen Geschlechterrollen

Hanisch, Ernst, Männlichkeiten, Eine andere Geschichte des 20.Jahrhunderts, Wien 2005
Der österreichische Historiker beschreibt die Änderungen von Männlichkeiten im 20. Jahrhundert anhand von verschiedenen Rollen des Mannes: der Krieger, der Liebhaber, der Vater, der Berufsmensch (Ernährer), der Jäger, der Sportler. Das Buch ist im Empirischen wenig überzeugend. Der Vorsatz des Autors, Männlichkeitsvorstellungen anhand von Gerichtsakten und anderem empirischem Material auf ihren Realitätsgehalt zu überprüfen, scheitert letztendlich. 

Hausweddel, Corinna (Hrg), Welche Sicherheit, für wen und mit welchen Mitteln? "Erweiterte Sicherheit" und das neue Weißbuch in der Diskussion, Loccum 2008
Sammelband mit Aufsätzen unterschiedlicher Qualität zu Menschlicher Sicherheit, Erweiterter Sicherheit etc. Nützlich für Menschen, die in die Debatte um verschiedene Sicherheitsbegriffe einsteigen wollen, aber Gender spielt darin so gut wie keine Rolle.

Hedinger, Sandra, Frauen über Krieg und Frieden, Campus 2000 
Überblick über die Werke mehr oder weniger feministisch inspirierter Theoretikerinnen Bertha von Suttner, Rosa Luxemburg, Hannah Arendt, Betty Reardon, Judith Ann Tickner und Jean Bethke Elshtain. Tickner war eine der ersten Feminstinnen, die "Sicherheit" völlig neu definiert haben.

Helfer, Joachim, al-Daif, Rashid, Die Verschwulung der Welt, Rede gegen Rede Beirut-Berlin, Frankfurt 2006
Unterhaltsame Dokumentation eines gescheiterten interkulturellen Dialogs. Der deutsche Schwule Joachim Helfer beklagt - wahrscheinlich zu Recht - die Homophobie der islamischen Welt, merkt aber nicht, dass er dabei selbst immer mehr zum humorlosen westlichen Besserwisser und peinlichen Apologeten wird.

Herberg-Rothe, Andreas, Der Krieg, Geschichte und Gegenwart, Campus Einführungen, Ffm 2003 
Nachschlagewerkchen über verschiedene Ursachen und Formen von Krieg, Soldaten, Töten. Gender kommt darin aber kaum vor.

Higate, Paul, Henry, Marsha, Insecure Space: Peacekeeping in Liberia, Kosovo and Haiti, Zed Books Ltd. 2008
Die beiden Autor_innen stellen dar, wie männliche Peacekeeper und UN-Blauhelme in Nachkriegsländern Prostitution und sexuelle Ausbeutung befördern und damit das Empowerment von Frauen untergraben. Sie zeigen aber auch, wie unsicher sich Blauhelme in ihrer Rolle fühlen. Paul Higate war selbst Angehöriger der britischen Armee und besitzt eine Menge Insiderwissen.

Holland, Jack, Misogynie. Die Geschichte des Frauenhasses. Verlag Zweitausendeins, Ffm 2007
Der britische Journalist schreibt über die vieltausendjährige Spaltung zwischen der sündigen und der heiligen Frau. Die Sündige wurde gefoltert, verbrannt, getötet, die heilige, zum Beispiel Maria, verehrt.

Hollstein, Walter: Geschlechterdemokratie – Männer und Frauen: Besser miteinander leben, VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004
Hollstein konstatiert eine immense Unsicherheit der Männerrolle in der heutigen Umbruchsituation des Geschlechterverhältnisses, aber im Grunde ist er selbst unsicher: Er laviert zwischen allen Positionen.

Honegger, Claudia, Die Ordnung der Geschlechter, Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib 1750-1850, Frankfurt 1991
Fast schon ein Standardwerk zu den "Männerfantasien" in den Wissenschaften, besonders den Naturwissenschaften.

Hrdy, Sarah Blaffer, Mutter Natur, Die weibliche Seite der Evolution, Berlin 2002
Standardwerk über Mutterschaft, Bindung, weibliche Selektion, weibliche Aggression und die Blindheit männlicher Naturwissenschaftler für diese Seite der Evolution. Eine von vielen Einsichten, die Hrdys Buch vermittelt: "Mutterliebe" per se gibt es nicht, das ist eine Erfindung der bürgerlichen Kultur. In vielen Kulturen war es unter besonderen Umständen üblich, dass Mütter ihre Neugeborenen umbrachten.

Ihlau, Olaf, Koelbl, Susanne, Geliebtes, dunkles Land, Menschen und Mächte in Afghanistan Siedler 2007
Hintergründiges Buch über die Machtverhältnisse am Hindukusch, das diverse Spiegel-Artikel miteinander verbindet. Aber über Rolle von Gender steht nicht viel drin.

Imbusch, Peter, Moderne und Gewalt, Leske + Budrich 2005
Obwohl Gender in diesem Buch eher selten vorkommt, bietet dieses Buch doch einen hilfreichen Überblick über die Gewaltforschung von Sigmund Freud, Norbert Elias, Adorno/Marcuse, Zygmunt Bauman etc. Zentrale These: Das staatliche Gewaltmonopol der modernen Staaten ist ambivalent. Es schützt zwar den Einzelnen im Friedensfall, aber die geballte Waffentechnik ist im Konfliktfall umso zerstörerischer. Es gibt keine fortschreitende Zivilisierung von Gewalt, wie der frühe Elias behauptet, das 20. Jahrhundert hat mit seinen Völkermorden und Weltkriegen das Gegenteil bewiesen.

Jeffords, Susan, The Remasculinization of America. Gender and the Vietnam War, Bloomington, Indianapolis, 1989
Analyse von Trivialfilmen im Gefolge der Niederlage US-amerikanischer Männlichkeit im Vietnamkrieg und der nachfolgenden Remaskulinisierung der Zivilgesellschaft.

Johnson, Chalmers, Der Selbstmord der amerikanischen Demokratie, Blessing, München 2003
Gute Zusammenstellung des US-Imperiums mit seinen fast 1000 weltweiten Militärbasen, die immer auch Rotlichtbasen sind und Prostitution und Frauenhandel drumherum fördern.

Jones, Adam, Genocide and Gendercide, Vanderbilt University Press, Nashville 2004
Sammelband über die von US-Sozialwissenschaftler Adam Jones aufgeworfene Frage, ob junge unbewaffnete Männer vielleicht die größte Opfergruppe aller Zeiten sind und gleichzeitig die unbeachtetste. Die internationalen Autor_innen beleuchten die Relevanz der Kategorie Gender für Genozide und Massenmorde von allen möglichen Seiten.

Juergensmayer, Mark, Terror im Namen Gottes, Herder, Freiburg 2004
Der US-Autor beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Männlichkeit, Fundamentalismus und Gewalt.

Jungnitz, Ludger, Lenz, Hans-Joachim, Puchert, Ralf, Puhe, Henry, Walter, Willi (Hrg), Gewalt gegen Männer, Verlag Barbara Budrich, Opladen 2007
Das Buch wertet die Ergebnisse einer vielbeachteten Pilotstudie im Auftrag des Bundesfamilienministerium über Gewalt gegen Männer aus. Auch wenn die Studie nicht repräsentativ war, wird deutlich, dass Männer in allen Bereichen des Lebens Gewalt erfahren. Sie reden nur viel weniger darüber als Frauen, und oft werten sie die Akte sogar selbst explizit nicht als Gewalt.

Kaldor, Mary, Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung, Ffm 2000
Standardwerk über die „neuen“ innerstaatlichen Kriege, die im Zuge von Dekolonialisierung, Mauerfall und Globalisierung in Afrika und anderswo entstanden sind. Dem Thema Gender widmet sich die britische Konfliktforscherin aber nur am Rande.

Kersten, Joachim, Gut und (Ge)schlecht, Männlichkeit, Kultur und Kriminalität, Walter de Gruyter, Berlin 1997
Kersten untersucht und vergleicht Zusammenhänge zwischen Männlichkeit, Gewalt und Kriminalität in Deutschland, Japan und Australien.

Key, Joshua, Ich bin ein Deserteur, 2007
Autobiografie eines dreifachen Familienvaters und US-Soldaten, der im Irak kämpfte, ein Fußballspiel seiner Kameraden mit Köpfen von Irakern beobachtete, desertierte und nach Kanada floh

Klein, Naomi, Die Schock-Strategie, Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Ffm 2007
Kleins zentrale These: Wenn man ein Land in den ökonomischen Schockzustand und seine Bevölkerung durch Repression und Folter in politischen Schockzustand versetzt, kann man jedes neoliberale Programm und alle gewünschten Privatisierungen durchsetzen. Sie beschreibt das anhand von Pinochet-Chile, Argentinien, Uruguay, Bolivien, England (Falklandkrieg), Südafrika, Polen, Russland, China, Thailand, Phillippinen, Südkorea (Asienkrise), Sri Lanka und Thailand (Privatisierungen im Zuge von Wiederaufbau nach dem Tsunami), USA (dito nach dem Hurrikan Katrina), Irak-Krieg (dito nach dem Krieg), Israel (Frieden „lohnt“ seit 1992 nicht mehr). Nicht in allen diesen Ländern haben die Chicaco-Boys persönlich gewütet, viele neoliberale Reinheits-Fundamentalisten sind auch home-grown.

Kreissl, Reinhard, Die ewige Zweite, Warum die Macht den Frauen immer eine Nasenlänge voraus ist. Droemer Knauer, München 2000
Kreissl belegt mit anschaulichen Beispielen, dass alle Bereiche, in die Frauen erfolgreich eindringen, entwertet werden. Nur kann er nicht so richtig darlegen, warum das so ist, auch, weil er eine merkwürdige Definition von Macht hat. Er glaubt, Macht sei halt seit Jahrhunderten männlich konnotiert, und Frauen würden weder die Sprache der Macht sprechen noch ihre Zeichen verstehen oder die nötigen Verhaltensweisen beherrschen.

Koher, Frauke, Pühl, Katharina (Hrg), Gewalt und Geschlecht, Leske + Budrich 2003
Das Buch dokumentiert eine Tagung in Eichstätt zur Frage, ob es eine unterschiedliche Disposition der Geschlechter zu Aggression und Gewalt gibt und wie die aussieht.

Kucklick, Christoph, Das unmoralische Geschlecht, Zur Geburt der Negativen Andrologie, Ffm 2008
Der Journalist versucht in seiner Doktorarbeit das System der Geschlechterpolarisierung des 19. Jahrhunderts als Folge der Geburt des modernen bindungslosen männlichen Subjekts zu konstruieren und verwechselt damit Ursache und Wirkung.

Kühne, Thomas (Hrg), Männergeschichte, Geschlechtergeschichte. Männlichkeit im Wandel der Moderne, Ffm 1995
Sammelband zu Vaterschaft im 18. und 19. Jahrhundert, zur wehrhaften Männlichkeit in den napoleonischen Befreiungskriegen, zum Zusammenhang von Wehrdienst und Bürgerrecht, zum Männlichkeitsideal in der deutschen Turnbewegung des 19. Jahrhunderts, zur bürgerlichen Männlichkeit im 19. Jahrhundert, zur Männerbündelei Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Kriegskameradschaft im 1. und 2. Weltkrieg, zum Zusammenbruch der heroischen Männlichkeit nach 1945 und den swingenden Lockerungsübungen in den 1950er-Jahren.

Kühner, Angela, Kollektive Traumata, Konzepte, Argumente, Perspektiven, Psychosozial Verlag Gießen 2007
Die Autorin geht im Gegensatz zu anderen Forschern davon aus, dass es kollektive Traumata durchaus gibt (Beispiel Holocaust), aber die Merkmale und Therapiemöglichkeiten individueller Traumata  nicht ohne weiteres auf Kollektive übertragen werden können. Die Heilung von Kollektiven oder Gruppen kann nach ihrer Überzeugung mithilfe von symbolischen Akten und politischen Aktionen mitbefördert werden. Beispiele: Südafrikas Wahrheitskommission, Brandts Kniefall, der Abwurf der Orden von Vietnamveteranen auf den Stufen des US-Kongresses.

Lehner, Erich, Schnabl, Christa, Gewalt und Männlichkeit, Münster 2007
Sammelband einer wissenschaftlichen Fachtagung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Werteforschung in Wien.

Lerner, Gerda, Die Entstehung des Patriarchats, Ffm 1995
Materialreiches historisches Werk der renommierten US-Forscherin.

Mae, Michiko, Saal, Britta (Hrg.), Transkulturelle Genderforschung, Ein Studienbuch zum Verhältnis von Kultur und Geschlecht, Wiesbaden 2007
Sammelband mit Aufsätzen höchst unterschiedlicher Qualität zu Deutschland, Frankreich, Arabien, Lateinamerika, Afrika etc. Manche Texte fallen durch staubtrockene Wissenschaftssprache negativ auf, manche sind sehr erhellend, zum Beispiel die über Mexiko am Beispiel von Malinche und Frida Kahlo.

Maltry, Karola; Holland-Cunz, Barbara; Köllhofer, Nina; Löchel, Rolf; Rausch, Renate (Hrg), Zukunftsbilder – Wie Frauen in dreißig Jahren leben werden – Prognosen und Visionen, Königstein 2004
Eine „Delphi-Studie“, in der deutsche Gleichstellungs-Expertinnen befragt wurden – nicht nach ihren Visionen, sondern nach ihren Prognosen, also nach Trends, die sie in die Zukunft verlängerten. Insgesamt herrscht Skepsis vor, die meisten glauben, dass die Gleichstellung durch Rückschläge verschiedner Art gebrochen wird. Einige entwickelten aber auch Visionen.

McCorduck, Pamela, Ramsey, Nancy, Die Zukunft der Frauen – Szenarien für das 21. Jahrhundert, S. Fischer, Ffm 1998
Vier Zukunftsszenarien von US-Zukunftsforscherinnen. Das pessimistische: Die antifeministischen Reaktionen gewinnen weltweit die Oberhand. Gewalt, Fundamentalismus, Frauenhass, Repression, Armut und Ausbeutung formieren einen riesigen Backlash. Das optimistische: Im Jahre 2015 schlägt die Quantität frauenpolitischer Erfolge in Qualität um, eine ökologisch und ökonomisch gerechte Gesellschaft entsteht. Das dritte Szenario: Zwei Schritte vor, zwei zurück. Insgesamt frauenpolitischer Stillstand mit einzelnen kleinen Schritten nach vorn. Das vierte: Separation.  Eine Welt getrennter Wirklichkeiten der Geschlechter entsteht.

medica mondiale (Hrg), Sexualisierte Kriegsgewalt und ihre Folgen, Handbuch zur Unterstützung tramatisierter Frauen in verschiedenen Arbeitsfeldern, Mabuse 2004
Praktisch orientiertes Buch mit theoretischer Fundierung und vielen Länderbeispielen

Mitscherlich, Margarete, Die friedfertige Frau, Ffm 1985
Mitscherlichs höchst umstrittene zentrale These lautet: Die Frau ist von Natur aus friedlicher als der Mann.

Mosse, George L., The Image of Man. The Creation of Modern Masculinity, New York, Oxford, 1996
Überblick über die Entstehung der verschiedenen Formen moderner Männlichkeiten. Der britisch-deutsche Historiker George Mosse ist bekennender Homosexueller und ein Nachfahre des legendären jüdischen Gründers des Mosse-Verlags in Berlin.

Müller-Hohagen, Jürgen, verleugnet verdrängt verschwiegen, Seelische Nachwirkungen der NS-Zeit und Wege zu ihrer Überwindung, Kösel Verlag, München 2005
Das vielleicht beste Buch zum Thema Gefühlserbschaften in Deutschland, in Ansätzen auch genderbewusst.

Münkler, Herfried, Die neuen Kriege, Rowohl 2002
Der Berliner Professor bezieht sich stark auf Mary Kaldor, auf die neuen Gewaltmärkte und innerstaatlichen Konflikte, ist bloß viel zynischer als sie.

Naumann, Klaus, Einsatz ohne Ziel? Die Politikbedürftigkeit des Militärischen, Hamburg 2008
Der Autor entstammt dem Hamburger Institut für Sozialforschung und ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bundeswehrgeneral. Naumann glaubt, dass die Ziele der Auslandseinsätze der Bundeswehr im Kosovo, Afghanistan und anderswo viel zu wenig politisch definiert werden. Im Übrigen ein genderfreies Buch.

Neckel, Sighard, Status und Scham, Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit, Frankfurt am Main 1991
Der Autor untersuch, welch ungeheure gesellschaftliche Rolle Scham spielt, und kritisiert u.a. die klassische Unterteilung in moderne westliche „Schuld“- und traditionelle „Scham“-Gesellschaften. Die Rolle von Gender entgeht ihm dabei jedoch.

Opitz-Belakhal, Claudia: Das Universum des Jean Bodin. Staatsbildung, Macht und Geschlecht im 16. Jahrhundert, Campus, Ffm 2006
Studie über den engen Zusammenhang zwischen Misogynie, Hexenverfolgung und Staatenbildung im Denken des französischen Staatstheoretikers Jean Bodin, der den Staat analag der patriarchalen Familie sah.

Paris, Erna, Vergangenheit verstehen. Wahrheit, Lügen und Erinnerung, Berlin – München 2000
Materialreiches Buch einer kanadischen Jüdin, die frühere Konfliktländer besucht und deren Vergangenheitsbearbeitung untersucht und miteinander vergleicht, u.a. Ex-Jugoslawien, Ruanda, Südafrika, Deutschland, Japan, USA. Trotz Genderfreiheit sehr hilfreich.

Paris, Roland, Wenn die Waffen schweigen, Friedenskonsolidierung nach innerstaatlichen Gewaltkonflikten, Hamburg 2007
Der Sohn von Erna Paris beschreibt unter anderem, wie Wiederaufbau unter neoliberalen Vorzeichen zum Scheitern verurteilt ist. Gender kommt darin allerdings kaum vor.

Pinker, Susan, Das Geschlechterparadox, dva München 2008
Die Autorin behauptet, Frauen seien an Karrieren und Macht nicht interessiert, Konkurrenz und Wettbewerb sei die Sache des männlichen Geschlechts. Obwohl die US-Psychologin sich der Frauenemanzipation verpflichtet fühlt, landet sie letztlich doch wieder bei einem seltsamen Essenzialismus. Dass gesellschaftliche Rollenerwartungen auch die Biologie beeinflussen und damit auch Menschengehirne zu "weiblich" und "männlich" denkenden Gehirnen formen können, entgeht ihr.

Pohl, Rolf, Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen. Offizin-Verlag Hannover 2004
Der Autor geht davon aus, dass Frauenhass in patriarchalischen Gesellschaften zur Normalausstattung von Männlichkeit dazugehört. Männer hassten Frauen, weil sie sexuell von ihnen abhängig seien und diese Abhängigkeit dem „männlichen Autonomiewahn“ widerspreche. Vergewaltigungen und sexuelle Kriegsgewalt geschähen durchaus auch aus sexueller Lust, eine Pazifizierung der männlichen Sexualität sei in patriarchalischen Kulturen nicht möglich.

Radebold, Hartmut (Hrg), Kindheiten im II.Weltkrieg und ihre Folgen, Psychosozial Verlag, Gießen 2004
Sammelband über die nachhaltige Wirkung und die generationsübergreifende Weitergabe von Gewalttraumata, weitgehend genderfrei.

Reemtsma, Jan Philipp, Vertrauen und Gewalt, Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne, Hamburger Edition, Hamburg 2008
Reemtsma definiert seltsamerweise nur körperliche Gewalt als Gewalt und lässt damit den ganzen riesigen Bereich struktureller Gewalt und unsichtbarer Herrschaftsgewalt außen vor. Warum, erklärt er nicht.

Rehn, Elisabeth, Sirleaf, Ellen Johnson, Women War and Peace, New York 2002
Überblick über Frauen als Opfer von sexueller und nichtsexueller Kriegsgewalt, aber auch über unzählige Frauenfriedensinitiativen und die Rolle von Aktivistinnen. Die frühere finnische Verteidigungsministerin und die jetzige liberianische Präsidentin waren im Auftrag des UN-Frauenentwicklungsfonds Unifem durch zahlreiche Kriegs- und Nachkriegsgebiete gereist.

Remarque, Erich, Im Westen nichts Neues, Köln 1993
Das erfolgreichste Antikriegsbuch aller Zeiten hat bis heute nichts an seiner Aktualität verloren. Abgesehen davon, dass kein Gas mehr eingesetzt wird, dürfte sich die Brutalität konventioneller Kriege nicht verringert haben. Wer etwas darüber wissen will, wie Soldaten traumatisiert werden und wie sie in ihrem Überlebenskampf "ticken", muss diesen von einem Veteran des 1.Weltkrieges verfassten Roman lesen.

Remarque, Erich, Der Weg zurück, Köln 1999
Remarques Folgebuch über die extremen Probleme traumatisierter Soldaten, sich im Zivilleben wieder zurechtzufinden. Einer namens Albert ersticht aus Eifersucht einen Rivalen. Der Prozess gegen ihn ist der Kulminationspunkt des Romans. Der Staatsanwalt wirft Albert vor, einen Menschen getötet zu haben. "Ich habe schon viele Menschen getötet", antwortet der.  Der Staatsanwalt regt sich auf, den "Kampf fürs Vaterland" könne man doch nicht damit vergleichen. "Nein", erwiderte Albert, "die Leute, die ich damals erschossen habe, haben mir nichts getan."

Richter, Horst-Eberhard, Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft, Psychosozial-Verlag Gießen 2006
Richter setzt sich mit dem Männlichkeits- und Weltbeherrschungswahn verschiedener (Natur-)Wissenschaftler wie Wernher v. Braun auseinander und setzt dem die menschenfreundliche Philosophie von Weizenbaum, Chargaff, Russell und anderen entgegen. Eine seiner zentralen Thesen: Das sichtbare Leiden der Frauen ist die unsichtbare Krankheit der Männer.

Riesebrodt, Martin, Die Rückkehr der Religionen, Fundamentalismus und der "Kampf der Kulturen", München 2001
Abrechnung mit Huntingtons "Kampf der Kulturen" unter Einbeziehung von Gender. Riesebrodt glaubt, dass Religionen im Kern Programme versuchter Krisenbewältigung sind. Fundamentalistische Strömungen, ob in den USA oder im Iran, werden vor allem von absturzbedrohten Mittelklässlern und Unterschichten getragen. Ihre Botschaft: Früher war alles besser, früher war alles heilig. Riesebrodt arbeitet den Patriarchalismus als gemeinsames Merkmal aller fundamentalistischen Strömungen heraus und fragt, warum sich auch Frauen diesen Bewegungen anschließen. So richtig kann er das allerdings nicht beantworten, weil er soziologisch-theoretisch und nicht empirisch vorgeht. Speziell interessant ist seine Analyse der evangelikal-charismatischen Pfingstbewegung in Lateinamerika, in der Frauen stärker das Sagen haben als in anderen Fundamentalismen.

Rose, Ingo, Sichtermann, Barbara, Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs, Edition Ebersbach 2006
Unterhaltsam zu lesende Beschreibung zum Stand des Geschlechterkampfes in Deutschland und anderswo.

Schäfer, Rita, Frauen und Kriege in Afrika, Frankfurt am Main 2008
Standardwerk über den Zusammenhang zwischen Geschlechterverhältnissen und Gewalt in Namibia, Südafrika, Zimbabwe, Ruanda, Kongo und vielen anderen afrikanischen Ländern. Eine von vielen Erkenntnissen: Während des Kolonialismus haben Weiße schwarze Männer als "Boys" entmännlicht. Die nachfolgende sexualisierte Gewalt gegen schwarze und weiße Frauen ist ein letztlich zum Scheitern verurteilter Versuch der Remaskulinisierung.

Schäfer, Rita, Im Schatten der Apartheid, Berlin 2008
Standardwerk über Frauenorganisationen und geschlechtsspezifische Gewalt in Südafrika.

Schmale, Wolfgang, Geschichte der Männlichkeit in Europa (1450- 2000), Wien 2003
Der Wiener Geschichtsprofessor hat sich schlicht zuviel vorgenommen, er verliert sich in seinem Text- und Bild-Material. Der Klappentext ist präziser als das Buch: „Nichts ist so unstet wie Männlichkeit. Die Geschichte der letzten 500 Jahre ist voll von `Neuen Männern´. Die europäische Renaissance definierte den Mann neu und nannte ihn `Neuer Adam´. Die französischen Revolutionäre schrieben 1789 die `Regeneration des Mannes´ auf ihre Fahnen und schufen ihren  `Neuen Mann´, den `Homme regeneré, den sie als Modell erfolgreich exportierten. In den Revolten von 1968 wurden in Nordamerika und Europa die Grundlagen für den nächsten `Neuen Mann´ der Geschichte gelegt...“

Scheub, Ute, Friedenstreiberinnen, Psychosozial Verlag 2004
Die Autorin portraitiert elf Friedensaktivistinnen aus Israel-Palästina, Bosnien, Kamerun-Ruanda, Kolumbien, Großbritannien, Indien, Afghanistan, Irak, Lateinamerika-Österreich. Sieben der elf Frauen stehen auf der Liste der "1000 Friedensfrauen weltweit".

Schmölzer, Hilde, Der Krieg ist männlich, ist der Friede weiblich? Verlag für Gesellschaftskritik 1996
Zentrale These: Der Krieg ist männlich und patriarchalisch, aber die Frauen sind Mittäterinnen. Überblick von der Steinzeit bis heute, allerdings manchmal nicht ohne Tremolo.

Schlee, Günther, Wie Feindbilder entstehen. Eine Theorie religiöser und ethnischer Konflikte. Beck’schen Reihe, 2006
Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Ethnologische Forschung belegt unter anderem anhand des Krieges in Ex-Jugoslawien die These, dass die Feindbildproduktion eher aus wirtschaftlichen als aus religiösen Gründen erfolgt.

Schnack, Dieter, Gesterkamp, Thomas, Hauptsache Arbeit – Männer zwischen Beruf und Familie, Rowohlt 1996
Nicht mehr ganz taufrisches, aber frisch geschriebenes Buch darüber, wie sehr sich deutsche Männer über Arbeit definieren und was sie daran hindert, Familienaufgaben zu übernehmen

Seifert, Ruth (Hrg.), Gender, Identität und kriegerischer Konflikt – das Beispiel des ehemaligen Jugoslawien. LITVerlag 2004
Sammelband über die Ursachen und Wirkungen der Balkankriege, unter anderem mit einem erhellenden Aufsatz von Marina Blagojevic über Conflict, Gender and Identity.

Seifert, Ruth, Eifler, Christine, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrg): Gender und Militär, Internationale Erfahrungen und Probleme, Ulrike Helmer Verlag 2003
Der Sammelband umfasst Interviews mit Soldatinnen aus Russland, Japan, Israel, Deutschland oder USA. Viele Soldatinnen orientieren sich ganz offen am männlichen Leitbild, sie wollen wortwörtlich ihren Mann stehen und grenzen sich heftig gegen Feministinnen ab. Die meisten werden fern der Kampfzone eingesetzt. Emanzipatorische Effekte hat das alles nicht.
 
Stiglmayer, Alexandra, Massenvergewaltigung, Krieg gegen die Frauen, Freiburg 1993
Vergewaltigung als Kriegswaffe in Ex-Jugoslawien: Fakten und Analyse.

Theweleit, Klaus, männerfantasien, Band 1 und 2, Reinbek 1983
Standardwerk über den soldatischen Mann und seine Gewaltfantasien sowie über die Entstehung seines Körperpanzers gegen die Frau.

Tickner, Ann Judith, Gender in International Relations: Feminist Perspectives on Achieving Global Security, New York 1992
Eine der ersten Analysen über die „versteckte“ Männlichkeit der Außen- und Sicherheitspolitik

Tilly, Charles, Coercion, Capital, and European States, AD 990-1992, Cambridge, Oxford, 1993
Überblick darüber, wie männlich inszenierte Kriege das europäische Netzwerk der Nationalstaaten geformt haben.

Toprak, Ahmet, Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer. Zwangsheirat, häusliche Gewalt, Doppelmoral der Ehre, Freiburg 2007
Empirische Auswertung von 15 qualitativen Interviews türkischer Männer. Der Titel fasst alles zusammen. Der türkischstämmige Autor hat früher als Sozialarbeiter mit gewalttätigen Männern gearbeitet und ist heute Professor.

Trojanow, Ilija, Hoskoté, Ranjit, Kampfabsage, Kulturen bekämpfen sich nicht – sie fließen zusammen, München 2007
Hat weder mit Krieg noch mit Gender zu tun, ist aber trotz Kampfabsage eine kluge Kampfansage an die Thesen von Huntingtons "Clash of Civilizations".

Vinken, Barbara, Die deutsche Mutter – Der lange Schatten eines Mythos, München 2002
Essay über Deutschland-Muttiland und den deutschen Sonderweg der Hausfrauisierung der Mutter. Vinken macht dafür unter anderem Luther und den Protestantismus, Rousseau, Pestalozzi und Königin Luise verantwortlich. Und natürlich den Nationalsozialismus.

Vinnai, Gerhard, Hitler – Scheitern und Vernichtungswut, Zur Genese des faschistischen Täters,  Gießen 2004
Dieses Buch ist zu Unrecht nur wenig bekannt. Wer eine brillante (Psycho)Analyse von Hitler und anderen nationalsozialistischen Männern sucht - hier ist sie.

Visser, Ellen de, Frau und Krieg, Weibliche Kriegsästhetik, weiblicher Rassismus und Antisemitismus, Münster 1997
Die Autorin analysiert weibliche Literatur aus der NS-Zeit und früher und findet jede Menge weibliche Kriegsbegeisterung, die in die Gestalt heroischer Germaninnen verpackt wird. Diese Art von „Nazifeminismus“ fand bei den NS-Männern allerdings keine Unterstützung

Vlachova, Marie, Biason, Lea: Women in an Insecure World, Voilence against Women, Facts, Figures and Analysis, Geneva Centre fot the Democratic Control of Armed Forces, 2005
Zusammenstellung von Fakten bzgl. Gewalt gegen Frauen in Frieden und Krieg, die aber auf die Perspektive von Frauen als Opfer beschränkt ist. Frauen als Akteurinnen kommen kaum vor.

Vogt, Ludgera, Zingerle, Anton (Hg), Ehre. Archaische Momente in der Moderne, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1994
Sammelband über Ehre in den Wissenschaften, in der Politik, in den Befreiungskriegen, im Nazireich, über Ehrenämter, über Ehre im Mittelmeerraum (der einzige Beitrag mit explizitem Genderaspekt), über die „Unehrenhaften“, über das Duell und über Ehre in Spanien des 16. Jahrhunderts.

Völger, Gisela, v. Welck, Karin (Hg.), Männerbande - Männerbünde, Zur Rolles des Mannes im Kulturvergleich, Köln 1990
Ausstellungs-Bändchen mit Fotos und Kurzdarstellungen von allerlei Männerbünden quer durch alle Kontinente

Weigel, Sigrid (Hrg.), Märtyrer-Porträts, Von Opfertod, Blutzeugen und heiligen Kriegern, München 2007
Porträts von jüdischen, christlichen und islamischen Märtyrer_innen quer durch die Geschichte, mit vielen Bildern und kunstggeschichtlichen Hinweisen.

Welzer, Harald, Klimakriege – Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird, Frankfurt am Main 2008
Welzer sieht Darfur als ersten Klimakrieg, der in falscher Weise ethnisch interpretiert wird, und die europäische Agentur Frontex als Weiterbau der Festung Europa gegen den zu erwartetenden Flüchtlingsansturm, wenn die „Natur“katastrophen demnächst noch schlimmer werden. Am Beispiel Holocaust schildert er, wie sich der moralische Referenzrahmen schleichend verändert („shifting baselines“) und damit moralische Dissonanzen nicht mehr wahrgenommen werden. Ähnliches erwartet er für die Zukunft, wenn arme Länder die von reichen Staaten verursachten Klimakatastrophen abbekommen. Was indes völlig fehlt, ist die Gender-Reflektion. Der umweltschädliche Lebensstil wird vor allem von männlichen Eliten verursacht, unter den Folgen haben weltweit vor allem Frauen zu leiden.

Wichterich, Christa: Postfeministische Kritik bei der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo, in: Schöpfungsgeschichte, zweiter Teil. Neue Technologien. Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 38. Köln 1994

Wohlgethan, Achim, Endstation Kabul, Als deutscher Soldat in Afghanistan, Econ 2008
Trotz des reißerischen Titels steht nicht wirklich etwas Neues in diesem Buch. Zum Thema Gender findet sich gar nichts.

Youssef, Houda, Abschied vom Harem? Selbstbilder – Fremdbilder muslimischer Frauen, Berlin 2004
Sammelband zum Thema Sexualität im Islam und Projektionen des Westens auf die muslimische Frau

Zulehner, Paul M., Volz, Rainer, Männer im Aufbruch – Wie Deutschlands Männer sich selbst und wie Frauen sie sehen, ein Forschungsbericht, Schwabenverlag, 1998
Die Daten sind leider nicht mehr frisch, aber der in dieser empirischen Untersuchung festgestellte Trend dürfte anhalten: Es gibt ungefähr 20 Prozent „neue“ Männer (Verantwortung für Familie, Haushalt und Beruf soll geteilt werden), 19 Prozent Traditionalisten (Frau soll sich um Kinder und Haushalt kümmern) und 25 Prozent Pragmatiker (Frauen können berufstätig sein, wenn sie wollen). Die größte Gruppe sind die verunsicherten Männer mit 37 Prozent.

Zumach, Andreas, Die kommenden Kriege, Köln 2005
Der Irakkrieg, das Versagen der UN, der War on Terror und die kommenden Kriege um Öl und Rohstoffe.

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