Männer und Alter(n) - Perspektiven in Geschlechterverhältnissen

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Vorwort

Alter(n) ist naturgegeben, aber inwiefern ist es auch eine gesellschaftlich-soziale Konstruktion? Unbestritten gibt es körperlich-biologische Alterungsprozesse, die nicht von der Hand zu weisen sind. Andererseits werden viele Altersmythen durch zahlreiche wissenschaftliche Studien der letzten Jahren widerlegt: ältere Menschen sind durchaus noch geistig leistungsfähig und motiviert, und sie haben auch noch Interesse an Erotik und Sexualität usw.

Hinzu kommt, dass zahlreiche Meilensteine und Themen des Älterwerdens gesellschaftlich gemacht sind. Beispielsweise die Rentenaltersgrenze, die historisch in Abhängigkeit von den Sozialsystemen und Arbeitsmärkten immer wieder verändert wurde und die durch die biografische Zäsur des Berufsaustritts für viele Ältere – insbesondere für die arbeitsfokussierten Männer – zu einem kritischen Lebensereignis wird. Zu nennen sind auch die kulturellen Stereotypen, die es Älteren beispielsweise schwerer machen, einen neuen Partner für Erotik und Intimität zu finden, denn Alter und Sexualität scheinen nicht (zusammen)gehörig. Man denke auch an manche Sportarten, in denen bereits mit 40(!) Jahren die sogenannte «Seniorenklasse» beginnt.

Das Leben «im Alter», wann immer man den Beginn dieser Lebensphase markiert, gestaltet sich allerdings sehr unterschiedlich. Ein entscheidender Faktor für unterschiedliche Lebensqualitäten und Chancen älterer Menschen ist dabei das Geschlecht. Frauen sind beispielsweise von Erwerbslosigkeit und Altersarmut stärker betroffen als Männer.

Und wie stehen Männer zum Älterwerden? Zugeschriebene Attribute des Alters – Abbau der individuellen Leistung, Hilfsbedürftigkeit, keine Erwerbstätigkeit – ließen es lange Zeit als einen Gegensatz zur traditionellen berufs- und leistungszentrierten Männlichkeit erscheinen. Daher wurde und wird auch manchmal von einer «Feminisierung des Mannes im Alter» gesprochen.

Das Alter(n) der Männer war lange Zeit ein «dunkler Kontinent» in der Wissenschaft und im öffentlichen Diskurs. Irgendwie schienen Alter und Männlichkeit nicht zusammenzupassen. Neue, andere Lebensformen und -qualitäten, die das Älterwerden mit sich bringen kann, wurden bisher nur wenig thematisiert.

Auf der Tagung «Männer und Alter(n) – Perspektiven in Geschlechterverhältnissen» gelang es, die Themen Alter und Männlichkeit produktiv aufeinander zu beziehen. Sie ermöglichte es, individuelle und kollektive Spielräume der Gestaltung des Alter(n)s von Männern auszuloten und diese mit Blick auf geschlechter- und generationenpolitische Rahmenbedingungen kritisch-produktiv zu diskutieren. Die vorliegende Dokumentation enthält einige der Tagungsbeiträge, die einen guten Einstieg in das Thema liefern und etwas Vertiefung ermöglichen.

Henning von Bargen
Gunda-Werner-Institut, Heinrich-Böll-Stiftung

Heinz Bartjes, Harry Friebel, Günter Hahn, Peter M. Röseke, Matthias Rudloff, Christian Schäfer, Martin Verlinden, Dirk Wilke
Vorbereitungsgruppe Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
1. Aufl., Dezember 2007
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung und Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse
Seitenzahl
52
ISBN / DOI
978-3-927760-75-2
Inhaltsverzeichnis
  • Walter Hollstein
    Wenn Männer älter werden – Schwierigkeiten mit der Männerrolle und neue Chancen
  • Werner Szeimis
    Lust und Leidenschaft ist keine Frage des Alters
  • Eckart Hammer
    Die späte Freiheit? Herausforderungen und Perspektiven des älteren Mannes

 

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