Dossier

Wahre Männlichkeit?

Männlichkeiten und Männlichkeitsbilder in der Neuen Rechten

Online-Fachgesprächsreihe

Weltweit ist ein Erstarken national-völkischer, neu-rechter Politiken zu beobachten. Dieser politische Megatrend bedient sich, wenn auch regional in ganz unterschiedlicher Ausprägung, verschiedener z.T. rassifizierender Zuschreibungen ethnischer, kultureller, nationaler, geschlechtlicher oder religiöser Gruppenidentitäten. In der politischen Auseinandersetzung wird von neu-rechten Akteur*innen eine Politik der Ausgrenzung und Abwertung dieser als „Andere“ oder „fremd“ markierten Gruppen forciert.

Erklärungsmuster und Deutungsangebote für die Abkehr von Demokratie und die Hinwendung zu autoritären Strukturen und rechten Ideologien variieren erheblich. Die Fachgesprächsreihe geht der Frage nach, warum rechte Weltanschauungen insbesondere für Männer so attraktiv zu sein scheinen. Unterschiedliche wissenschaftliche und praxisbezogene Perspektiven werden vorgestellt und diskutiert.

Veranstalter*innen

#7 Verlust und Wiederherstellung von Männlichkeit in rechten Krisenmythen

Mittwoch, 19. Januar 2022 mit Dr. Leo Roepert, Soziologe, Universität Hamburg

#7 Verlust und Wiederherstellung von Männlichkeit in rechten Krisenmythen - Heinrich-Böll-Stiftung

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Leo Roepert schließt in seinem Vortrag an Überlegungen der Kritischen Theorie an und argumentiert, dass der gegenwärtige Rechtspopulismus und seine Geschlechtervorstellungen als eine mythologische Form der Krisendeutung verstanden werden können.

Dr. Leo Roepert schließt in seinem Vortrag an Überlegungen der Kritischen Theorie an und argumentiert, dass der gegenwärtige Rechtspopulismus und seine Geschlechtervorstellungen als eine mythologische Form der Krisendeutung verstanden werden können. Der Mythos begreift Gesellschaft nicht in politischen, ökonomischen oder rechtlichen Begriffen, sondern in Bildern und Vorstellungen substanzieller Identität und kollektiver Subjektivität. Der Vortrag analysiert Struktur und Funktion der rechtspopulistischen Krisenmythologie und untersucht, welche Rolle Männlichkeit darin spielt. 

Bei Interesse senden wir Ihnen die Folienpräsentation gerne zu. Bitte schreiben Sie dazu eine Email an gwi@boell.de.

#6 Politische Männlichkeit

Wie Incels, Fundamentalisten und Autoritäre für das Patriarchat mobilmachen

Mittwoch 27. Oktober 2021 mit Susanne Kaiser, Journalistin und politische Beraterin

#6 Politische Männlichkeit - Heinrich-Böll-Stiftung

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Susanne Kaiser, Journalistin und politische Beraterin, untersucht in ihrem Buch "Politische Männlichkeit. Wie Incels, Fundamentalisten und Autoritäre für das Patriarchat mobilmachen" wie sich sogenannte "Maskulinisten" im Internet politisch organisieren.

Incels, Fundamentalisten und Autoritäre sehen sich als benachteiligt und diskriminiert an und machen dafür eine überzogene und zu weitreichende Emanzipation von Frauen in der Gesellschaft verantwortlich. Frauenfeindliches Gedankengut solcher Bewegungen wirkt Kaiser zufolge mehr und mehr in den politischen Diskurs hinein. Die Folge sind z.B. gezielte Droh- und Hasskampagnen in den sozialen Medien gegen Frauen. 

#5 Rechte Männer in der Arbeiter*innenbewegung?!

Analysen und Herausforderungen

Mittwoch 14. Juli 2021 mit Prof. Dr. Klaus Dörre, Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologe an der Universität Jena

#5 Rechte Männer in der Arbeiter*innenbewegung?! Analysen und Herausforderungen - Heinrich-Böll-Stiftung

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Prof. Dr Klaus Dörre beleuchtet Dynamiken der Entstehung bzw. Ausbreitung rechtspopulistischer und rechtsextremer Einstellungen bei Arbeiter*innen und mögliche ökonomische und kulturelle Ursachen.

Er geht der Frage nach, welche Motive für den Aufstieg des rechten Populismus unter Arbeiter*innen verantwortlich sind und ob bzw. inwiefern soziale Deklassierung und Deprivation ausschlaggebend sind. Ein Fokus sind die Verflechtungen von Erwerbsarbeit, Männlichkeitskonstruktionen und sozialer Reproduktion, die sich im Zuge des gesellschaftlichen Wandels seit der Jahrtausendwende beobachten lassen und welche Herausforderungen sich für die politische Bildung, insbesondere innerhalb der Gewerkschaften, ergeben könnten.

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#4 Rassifizierte Männlichkeiten

Fachgespräch Rassifizierung von Männlichkeiten

Mittwoch 19. Mai 2021 mit Özcan Karadeniz, Politikwissenschaftler und Geschäftsführer des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften in Leipzig

Fachgespräch Rassifizierung von Männlichkeiten - Heinrich-Böll-Stiftung

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Özcan Karadeniz thematisiert in seinem Vortrag die Vergeschlechtlichung von Rassifizierung und die Konstruktion einer weiß-bürgerlichen männlichen Norm in Abgrenzung zu veranderten Männlichkeiten.

Nicht nur rechtsextreme Männer greifen auf Rassismen zurück, auch bürgerliche Männer reagieren auf gesellschaftliche Herausforderungen mit Abgrenzung vom imaginierten anderen Mann. Rassifizierte Männlichkeiten und Unterschichtsmännlichkeiten werden als archaisch und unbeweglich beschrieben. Der Abstand zu den als anders definierten Männlichkeiten scheint der Gradmesser der eigenen Emanzipation bürgerlicher Männer zu sein. Özcan Karadeniz thematisiert in seinem Vortrag die Vergeschlechtlichung von Rassifizierung und die Konstruktion einer weiß-bürgerlichen männlichen Norm in Abgrenzung zu veranderten Männlichkeiten.

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#3 Männlichkeit(en) und die Ideologie der Ungleichwertigkeit

Ein präventiver Blick aus der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus

Dienstag 23. März, 16 - 18 Uhr mit Torsten Nagel, Leiter der Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein

Fachgespräch: Männlichkeiten und Ideologie der Ungleichwertigkeit - Heinrich-Böll-Stiftung

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Torsten Nagel, Leiter der Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein, verfügt über eine langjährige Expertise aus der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. Er wirft einen Blick aus der Praxis auf Männlichkeit(en) und dem Zusammenhang zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF) in der Mitte der Gesellschaft und rechtsextremer Ideologie. Nach einer Lageeinschätzung zum Rechtsextremismus heute geht Nagel anhand von Praxisbeispielen der Frage nach, wie Prävention gegen Rechtsextremismus eine demokratische Zivilgesellschaft stärken kann und warum es notwendig ist, Gender und Männlichkeitskonstruktionen mitzudenken.

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#2 Männlichkeit und autoritärer Charakter

sozialpsychologische Deutungen rechter Weltanschauungen

Mittwoch 27. Januar 2021 mit Priv.-Doz. Dr. Sebastian Winter, Hochschule Hannover

#2 Männlichkeit und autoritärer Charakter - sozialpsychologische Deutungen rechter Weltanschauungen - Heinrich-Böll-Stiftung

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Sebastian Winter beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit seit vielen Jahren mit Rechtsextremismus und dem Zusammenhang von Geschlecht und Ressentiment. Er geht in seinem Vortrag aus sozialpsychologischer Sicht der Frage nach, was rechte, autoritäre Modelle in einer komplexer werdenden Welt so attraktiv macht und was das für die politische und pädagogische Praxis bedeuten kann.

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#1 Männlichkeit(en) in Rechtspopulismus und Rechtsextremismus

Auswirkungen auf die Soziale Arbeit

Dienstag 17. November 2020,16-18 Uhr mit Prof. Dr. Fabian Lamp, University of Applied Sciences, Kiel

Fachgespräch #1 Männlichkeit(en) in Rechtspopulismus und Rechtsextremismus - Heinrich-Böll-Stiftung

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Prof. Dr. Fabian Lamp gibt mit seinem Vortrag einen Einblick in Männlichkeitskonstruktionen in Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, wie sich dies auf Soziale Arbeit auswirken kann und welche Handlungsmöglichkeiten er sieht.

Soziale Arbeit ist durch die oben beschriebenen Entwicklungen besonders herausgefordert. Sie fördert die gesellschaftliche und soziale Entwicklung von Menschen und deren Selbstbestimmung, orientiert an sozialer Gerechtigkeit, Menschenrechten und der Achtung der Vielfalt. Sie muss ihre fachlichen und pädagogischen Konzepte geschlechter- und vielfaltssensibel weiterentwickeln, z.B. in der Arbeit mit Jungen und jungen Männern. Es sind Antworten zu finden auf die Frage, wie die Alternativen zu rechten Männlichkeitskonstruktionen und -bildern am besten ermöglicht und unterstützt werden können.

Bei Interesse senden wir Ihnen die Folienpräsentation gerne zu. Bitte schreiben Sie dazu eine Email an gwi@boell.de

Informationen zur Fachgesprächsreihe

Weltweit ist ein Erstarken national-völkischer, neu-rechter Politiken zu beobachten. Dieser politische Megatrend bedient sich, wenn auch regional in ganz unterschiedlicher Ausprägung, verschiedener z.T. rassifizierender Zuschreibungen ethnischer, kultureller, nationaler, geschlechtlicher oder religiöser Gruppenidentitäten. In der politischen Auseinandersetzung wird von neu-rechten Akteur*innen eine Politik der Ausgrenzung und Abwertung dieser als „Andere“ oder „fremd“ markierten Gruppen forciert.

Mit den Wahlerfolgen der AfD ist - wenn auch im europäischen Vergleich verspätet - dieser Trend auch in Deutschland sichtbar geworden und stößt vor allem in gesellschaftlichen Debatten über Geschlecht und Männlichkeiten auf besondere Akzeptanz. Bisher als sicher geglaubte und als allgemein anerkannt angenommene Vorstellungen von Männlichkeit scheinen an Gültigkeit zu verlieren. Es entsteht der Wunsch, die als bedroht wahrgenommene geschlechtliche Gewissheit, z.B. „echte“ oder „wahre Männlichkeit“, wiederherzustellen.

In Deutschland lassen sich die Auswirkungen dieser Weltsicht z.B. an der steigenden Zahl von rassistischen und gewalttätigen Übergriffen auf alles was als nicht zugehörig gedeutet wird ablesen. Dazu zählen die Hetzjagden in Chemnitz, die Ermordung von Walter Lübke, der antisemitische und von antifeministischer Aufladung geprägte Anschlag in Halle, der rassistische Anschlag in Hanau, völkische und misogyne Hetze und Provokationen, die Nutzung polizeilicher Infrastrukturen für Morddrohungen u.a. gegen Politiker*innen und rechte Gesinnungen beim Kommando Spezialkräfte. Gemeinsam ist diesen Übergriffen, dass einerseits überwiegend Männer als Täter agieren und es sich andererseits bei den Angegriffenen um rassifizierte, migrantische und/oder marginalisierte Menschengruppen handelt, u.a. Schwarze, PoC, LGBTIQ-Personen, aber auch Frauen und Männer, die nicht dem traditionellen Bild von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen.

Bisherige Erklärungsmuster und Deutungsangebote variieren erheblich. Die Veranstaltungsreihe wird verschiedene wissenschaftliche Erklärungsansätze für das weltweite Erstarken rechts-nationaler Politiken diskutieren, die Auskunft geben über Ursachen für die steigende Attraktivität und die Konstruktionsmechanismen rechter Männlichkeiten. Ebenso sollen Politiken und Handlungsoptionen vorgestellt werden, die Alternativen zu rechten Männlichkeitskonstruktionen und -bildern ermöglichen und unterstützen. Dazu gehört auch der Blick auf Rahmenbedingungen, die die kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeiten begünstigen oder verhindern. Im Sinne eines intersektionalen Ansatzes werden verschiedene soziale Dimensionen und deren Zusammenwirken betrachtet.

Die Veranstaltungsreihe richtet sich an praxisnahe Akteur*innen, Fachkräfte und Multiplikator*innen, die mit Jungen* und Männern* arbeiten sowie an Menschen aus der Männlichkeits- und Geschlechterforschung sowie der Politik.

Die Veranstaltungsreihe mündet in eine Tagung im Herbst 2021, die die Erkenntnisse aus den Fachgesprächen aufnimmt und bündelt.

Diese Fachgesprächsreihe ist eine Kooperation zwischen dem Gunda Werner Institut und dem Netzwerk Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse.