DisPutas in Barcelona: Frei von Zuhältern

Protokoll

Das Sexarbeiter*innen Kollektiv DisPutas in Barcelona schafft Alternativen für selbstbestimmtes Arbeiten.

Unser Kollektiv besteht aus selbstständigen Sexarbeiter*innen und einem Netzwerk aus Verbündeten, die unseren Kampf unterstützen. Wir sind unabhängig, das heißt, wir sind ein Ort der Emanzipation, der Selbstverwaltung, der Selbstbildung und Fürsorge – frei von Stigmata und Stereotypen, frei von Zuhältern. Dabei geht es uns auch darum, das Verhältnis zu Zuhältern als Teil einer ausbeuterischen Form der Arbeit zu beschreiben. Wir verstehen uns als Ort der Zusammenkunft sowie der gegenseitigen Unterstützung, an dem wir den Austausch fördern und unsere eigenen Erfahrungen teilen. Wir organisieren uns horizontal – keine Hure ist mehr wert als eine andere. Es ist uns bewusst, dass es auch innerhalb unseres Kollektivs verschiedene Privilegien und Unterdrückungsmechanismen gibt. Bei uns sollen aber alle Stimmen zählen, und wir wollen lernen, Privilegien zu reflektieren. Wir haben die Vision eines intersektionalen, antikolonialen, transfeministischen und anti-autoritären Feminismus.

Dafür bieten wir Informationen und Unterstützung für selbstständige Sexarbeiter*innen an, ebenso wie für jene, die sich gerne selbstständig machen wollen. Dazu gehört auch, dass wir die Vorschrift abschaffen wollen, dass Menschen erst Teil einer Gewerkschaft werden können, wenn sie einen spanischen Pass haben.

Wir wollen die Möglichkeit etablieren, dass es eine freie und unabhängige Form der Ausübung unserer Arbeit gibt, eine Möglichkeit, sich als Sexarbeiter*innen in kleinen, kollektiven Gruppen zu organisieren. Wir wollen das System nicht reproduzieren und nicht reformieren – sondern eine Alternative schaffen.

Wir schaffen einen Raum für Austausch im sozialen, gesundheitlichen und emotionalen Bereich, an dem Erfahrungen von sexualisierter Gewalt und Illegalisierung geteilt werden können. Ein weiteres Ziel ist es, sichtbar zu machen, dass es tatsächlich eine freiwillige und selbstbestimmte Form der Sexarbeit gibt, die jegliche Form der Ausbeutung und des Missbrauchs ablehnt.


Veronika Arauzo, 46, lebt in Barcelona. Als Aktivistin setzt sie sich für die Rechte von trans Personen, marginalisierten Gruppen und Sexarbeiter*innen ein. Sie ist selbst trans und arbeitet seit knapp dreißig Jahren als Sexarbeiterin. Arauzo versteht sich als anti- kapitalistisch und anarchofeministisch. Im vergangenen Jahr hat sie das Kollektiv DisPutas mitgegründet.


Eine Recherche im Rahmen eines Fellowships der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/21.