Dossier
Leipziger Autoritarismus-Studie
Fokus Antifeminismus
Zusammen mit Muslimfeindschaft stellt der Antifeminismus damit eine wichtige Grundlage rechter Mobilisierungsstrategien und eine Brückenideologie (speziell in rechtskonservative Teile der Gesellschaft hinein) dar: Ausgeprägter Sexismus kann dann in Antifeminismus umschlagen, wenn die traditionellen Geschlechterrollen durch »den Feminismus« bedroht werden. Dies ist durchaus bedenklich, haben sich doch antifeministische Weltbilder seit 2020 in Deutschland weiter ausgebreitet. Ein Viertel der Deutschen, mehr Männer als Frauen, besitzen ein geschlossen antifeministisches Weltbild.Fiona Kalkstein, Gert Pickel, Johanna Niendorf, Charlotte Höcker & Oliver Decker
Über die Studie
In der Leipziger Autoritarismus Studie wird seit 2002 alle zwei Jahren in einer repräsentativen Erhebung die rechtsextreme Einstellung in Deutschland untersucht. Federführend ist dabei die Leipziger Arbeitsgruppe um Elmar Brähler und Oliver Decker. Seit 2016 ist die Heinrich-Böll-Stiftung eine der Kooperationspartner*innen. Seit 2020 wird auch untersucht, welche Rolle antifeministische und sexistische Einstellungen, Ressentiments und Haltungen bei autoritären Einstellungen spielen und wie Antifeminismus als antimoderne Brückenideologie fungiert.
Über die Jahre entwickelten sich die Studie zu einem vielbeachteten Barometer politischer Einstellung in Deutschland. Die gewonnenen Daten und die sozialpsychologischen Analyse der Studienreihe der Universität Leipzig sind heute zur bundesweiten Grundlage der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus geworden.
Autoritarismus - was ist das nochmal?
Unter Autoritarismus versteht man nach dem deutschen Soziologen Theodor W. Adorno eine Persönlichkeitsstruktur von Individuen, die sich durch eine antidemokratische und antipluralistische Einstellung auszeichnen. Typischerweise bevorzugen Menschen mit diesen Charakteristika feste Hierarchien und pauschalen Gehorsam. Eine gewisse Obrigkeitshörigkeit ist häufig. Autoritäre Persönlichkeiten sind gleichzeitig dominant und unterwürfig: Einerseits fordern sie eine strikte Unterordnung unter Ranghöhere, andererseits herrschen und unterdrücken sie selbst und legen gegenüber schwächeren oder als "minderwertig" empfundenen Personen ein abwertend-aggressives Verhalten an den Tag.
Antifeminismus und Geschlechterdemokratie
Autoritarismus Studie 2022
Kapitel 8: Antifeminismus und Geschlechterdemokratie
Kapitel 8 Antifeminismus und Geschlechterdemokratie
Im Kapitel 8 "Antifeminismus und Geschlechterdemokratie" der Leipziger Autoritarismus Studie 2022 untersuchen Fiona Kalkstein, Gert Pickel, Johanna Niendorf, Charlotte Höcker und Oliver Decker die Ergebnisse der Studie im Hinblick auf antifeministische Tendenzen. Die klare Botschaft ist: antifeministische Einstellungen haben deutlich weiter zugenommen.