Drag erleben

Kurze Texte über Drag im Alltag, auf der Bühne und in Workshops, zeigen wie Geschlecht dadurch anders (er)lebbar, gestaltbar und ausfüllbar wird.

Zeichnung von Handen, die sich die Nägel lakieren

Drag ermöglicht es, andere Weisen geschlechtlichen Seins zu (er-)leben. In Drag wird einerseits ein Entkommen aus einer zweigeschlechtlichen Gesellschaft real. Ein in den bestehenden Kategorien nicht beschreibbares ‘etwas’ kann gelebt werden. Andererseits ist auch innerhalb binärer Strukturen ein Tauschen der Position, ein Ausdehnen oder ein Umdeuten möglich. Geschlecht erweist sich in der gemeinsamen Praxis als deutlich formbarer als es Strukturkategorisierungen vermuten lassen, wenn auch zugleich nicht voraussetzungslos. Jeweils stellen diese Formen keine spontanen, individuellen oder lediglich durch den eigenen Wunsch realisierbaren Praxen dar: morgens vor dem Spiegel lässt sich nicht entscheiden, kein Mann mehr zu sein. Eher entwickeln sich diese in einer Mischung aus Entkommen und Erschaffen, aus dem gemeinsamen Ausprobieren und der gegenseitigen Anerkennung der (anders-)geschlechtlichen Darstellungen. Damit beinhaltet Drag Visionen und Utopien zugleich.

Zum Themenfeld „Drag erleben“ sind folgende Beiträge entstanden:


Vollkaracho auf der Gefühlsachterbahn

von Anonym

10 Uhr. Ich fühle mich... aufgeregt. Endlich geht es los – ein Tag als „Mann“! Ich bin schon ganz zappelig, weil meine Ideen darauf warten, in die Tat umgesetzt zu werden.

12 Uhr. Ich fühle mich... wohl. Am liebsten wäre ich ja so ein schicker Typ, aber leider passt mir keiner der Anzüge so richtig. Stattdessen behalte ich meine Jeanshose an, tausche aber meine Stiefel gegen einfache Sneakers und meinen Cardigan gegen ein weites Flannelhemd. Sieht ziemlich lässig aus. Cool.

14 Uhr. Ich fühle mich... genervt. Endlich bin ich den einengenden BH los, aber jetzt werden meine Brüste durch Idealbinden eingequetscht. Sie haben einmal die Haftanstalt gewechselt. Im neuen Käfig gibt es auch noch deutlich weniger Sauerstoffzufuhr. Yippie yay.

15 Uhr. Ich fühle mich... nachdenklich. Ich habe einen Penis in der Hose – gut, es ist nur Watte in ein Kondom gehüllt, aber durch die Unterwäsche sieht der Kunstpenis doch ziemlich echt aus. Und irgendwie gibt mir das ein starkes Gefühl, so, als wäre ich mächtiger. Aber ich frage mich auch, ob ich mir das vielleicht nur einbilde. Wurde mir vielleicht nur anerzogen, den Phallus als ein Machtsymbol zu empfinden? Uff. Konstruktivismus olé. Bei dem ganzen Gedankenspagat drohen Kopfschmerzen.

16 Uhr. Ich fühle mich... verloren. Bin das im Spiegel immer noch ich oder ist das schon wer anderes? Das Gesicht, das mich anschaut, ist so fremd – überall Bartstoppeln, die Haare unter einer Wollmütze versteckt, das Flannelhemd zugeknöpft bis kurz über die abgebundene Brust. Aber der Körper, der sich unter der Maske versteckt, bewegt sich so vertraut. Vertraut und doch irgendwie falsch für den Körper, den ich im Spiegel eigentlich sehe. Wie bringe ich Außen und Innen in Einklang? Und muss ich das eigentlich? Warum kann ich keine genderfluide Persona annehmen, ohne dass ich mir Sorgen darüber mache, dass mein Drag unauthentisch wirkt?

19 Uhr. Ich fühle mich... ungezwungen. Ich esse einen Döner auf der Straße und weil ich in Eile bin, muss ich ziemlich schweinisch kauen. Normalerweise wäre mir das peinlich – nach dem Motto: immer halbwegs graziös aussehen. Aber mich schaut niemand auf der Straße genauer an – nicht mal, als mir ein Stück Salat im Bart hängen bleibt. Genial.

20 Uhr. Ich fühle mich... unentschlossen. Gehe ich jetzt in der Öffentlichkeit auf ein Männerklo und versuche, als Mann an der Kloaufsicht vorbeizukommen? Oder begebe ich mich schnurstracks aufs Frauenklo und lasse mein Passing links liegen? Ich entscheide mich fürs Frauenklo – der Sicherheit halber – aber ganz zufrieden bin ich nicht.

24 Uhr. Ich fühle mich... sehnsüchtig. Es ist zwar schon irgendwie cool, mal ans „Mann“ durch die Gegend zu laufen und sich bewusst anders zu benehmen, aber ich mache mir nichts vor: Ich bin neidisch auf die ganzen Drag Queens, die auf der Party so glamourös und aufgetakelt durch die Gegend laufen. Ich vermisse meine Schminke. Ich vermisse meine unbehaarte Mundpartie. Ich vermisse meine welligen Haare. Und ich vermisse meine Brüste. Sie geben mir eine schöne Form. Meine Drag-Form fühlt sich dagegen irgendwie an wie ein Kartoffelsack.

2 Uhr. Ich fühle mich... anders. Ich bin auf dem Heimweg, längst nicht mehr im Drag – das war mir allein zu ungeheuer. Aber ich nehme meine Bewegungen und meine Stimme bewusster wahr. Ich sitze und gehe anders und beobachte mich selbst wie in einem Film. Das heute, das war nicht wirklich ich. Aber, ich könnte es sein! Habe ich ja bewiesen. Und das gibt mir die Kraft, es auch mal so auszuprobieren. Ohne Drag. Ohne Gefühlsachterbahn. Nur ich.


Wie läuft man(n)? Ich und der Raum

von Anonym

Samstagnachmittag, in einem Raum voller Kleider, Schminke, Bärte und Perücken. Erste Gehversuche. Hm, das fühlt sich irgendwie noch sehr weiblich an. Mal etwas O-beiniger? Schon besser. Jetzt noch fester auftreten. „Lauft durch den Raum, als würde er euch gehören“, hat die Trainerin gesagt. Ok, mach ich, der Raum gehört mir! Warum merkt das nur keine*r?!
Mich außerhalb der eigenen, jahrelang eingeübten weiblichen Rolle zu bewegen, ist schwerer als ich dachte. Schließlich habe ich mein Leben lang gelernt, Platz zu machen und mich zu entschuldigen, wenn ich jemanden berühre. Sogar wenn mich andere Menschen anrempeln, sage ich automatisch „Entschuldigung“. Als Drag King ist das etwas anderes. Da muss ich nicht ständig ausweichen, sondern versuche einfach den Weg zu gehen, den ich vor Augen habe. Ich kann ausbrechen aus meiner gewohnten Rolle. Ich kann lernen und erfahren, was es heißt, als Mann angesehen zu werden.

Macht ist das Gefühl, was für mich dabei eine besondere Rolle gespielt hat. Als ich als Drag King selbstbewussten Schrittes und mit erhobenem Blick durch eine Gruppe von Menschen ging, hatte ich das Gefühl, mächtig zu sein. Im Versuch all die Eigenschaften zu übernehmen, die Männlichkeit zugeschrieben werden – Macht, Dominanz, Selbstbewusstsein, Überlegenheitsgefühl –  gab ich mir selbst eine größere Rolle. Ich nahm bewusst mehr Raum in der Gruppe ein und versuchte auszustrahlen, dass es selbstverständlich ist, dass die entgegenkommende Person mir ausweicht, und nicht ich ihr. Das war ein völlig neues und berauschendes Gefühl – und es hat mich stark gemacht.

Was aber noch bemerkenswert und erschreckender war: Nachdem ich meinen künstlichen Bart abrieb und somit wieder in meine alte weibliche Rolle geschlüpft war, wusste ich auf einmal nicht mehr, wohin mit meinem Körper: Was tun mit meinen Armen? Wie positioniere ich mein Bein? Und wie setze ich mich hin, um den richtigen Abstand zu meinem Sitznachbarn zu finden?
Es war eine erschütternde Erfahrung zu merken, wie viel Unsicherheit und wie viel Sich-Gedanken-Machen mein Bewegen als Frau bestimmen. In Alltagssituationen reflektiere ich mein Verhältnis zum Raum natürlich nicht so bewusst. Aber mein Körpergefühl und mein Verhältnis zum Raum, welches ich in meiner täglichen weiblichen Performance habe, unterscheidet sich doch deutlich vom Moment des Drag King-Seins.

Das ist ein Zustand, der nicht so bleiben muss. Gegenderte Stereotypisierungen und Lebensarten von Geschlecht sind wandelbar. Durch kreatives Variieren können Strukturen verändert werden, die patriarchale Gesellschaften prägen – neue, freie und empowernde Performances können möglich werden. Also, auf geht’s und ab durch die Menge. Das ist mein Platz und der gehört mir genauso wie dir. Und ich muss mich nicht verstecken oder kleiner machen, weil ich eine Frau bin. Weder bewusst noch unbewusst, das hat die Drag-King-Erfahrung mir gezeigt.
Ran an die Macht!


Drag Quing: Queen und King in einem!?

von Carla la Caque

Ich schaue in den Spiegel und erblicke mich. Mein Blick wandert von den schwarzen Plateauschuhen über die goldene Leggings und dem bordeaux-farbenen Kleid hinauf zum Blau der Perücke, die mit ihrem kantigen Schnitt auf meinem Kopf thront. Ich mustere mein Gesicht aufmerksam und lasse den Blick über die dunkel gerahmten Augen hinab zu meinen knallrot gemalten Lippen gleiten, die von einem mit Kajal und schwarzem Lidschatten aufgefüllten Bart umrahmt sind. Da wo meine blaue Frisur für erste Verwunderung sorgt, schreit der Bart es in die Welt: Ich bin weder männlich noch weiblich. Und dennoch sind beide Qualitäten in meiner Figur überbetont. Den Bart habe ich mir nachgezeichnet als mir bewusst geworden ist, dass meine normativ hyperfeminine Erscheinung am Anspruch der Realität zerbricht: Der Bartschatten ließ sich weder mit Rasiergerät noch mit Make up retuschieren. Wenn ich das eine nicht sein kann und das andere nicht sein will, dann bin ich eben ‚weder-noch‘. Ich beschließe, für mich keine Kategorie anzunehmen. Was meine Umwelt mir zuschreibt, erfahre ich noch früh genug. Zeit, mein neues Ich auszuprobieren!

Ich eile zum Bus und setze mich bewusst abseits meiner Begleitung neben einen groß und breit gewachsenen Menschen. Ich spüre, wie sein Blick mich kurz mustert, als ich mich neben ihm niederlasse. Die Schenkel spreizt mein Sitznachbar im 90 Grad Winkel, fast so als wäre ein Schirm zwischen seinen Beinen gespannt. Er nimmt die Hälfte meiner Sitzgelegenheit ein und lässt mir nur die Möglichkeit zum Überschlagen der Beine. Ich fühle mich klein gemacht und in meinem Raum eingeschränkt. Aus meinem Unbehagen wird schließlich Empörung. Ich ziehe meine Beine auseinander und drücke mit meinem linken Bein gegen sein rechtes. Für einen kurzen Moment berühren wir uns. Ich halte das Ringen um Platz aus, höre das Schnaufen und spüre, wie er mich aus dem Augenwinkel aufmerksam anblickt. „Einen kleinen Moment noch“, flüstere ich mir selbst zu. Schließlich zieht er sein Bein zurück. Er macht aber noch mehr als das. Er steht auf, läuft den Gang ein paar Schritte und setzt sich auf einen anderen Platz, wieder breitbeinig.

Ich bin mir unsicher, was gerade passiert ist. War es meine Erscheinung, mein Verhalten oder eine Mischung aus beidem, die dafür gesorgt haben, dass mein Nachbar zügig seinen Platz verlassen hat? Dachte er womöglich, ich wolle mit ihm flirten? War es bloß die Nähe, die er nicht aushielt? Fühlte er sich belästigt durch meine Erscheinung? Vielleicht Angewidert? Oder war er einfach nur dermaßen irritiert, dass er die Szene schnell verlassen wollte? Eine Antwort auf diese Fragen werde ich schwer bekommen. Eines ist jedoch sicher: Es ist ein gutes Gefühl, Raum dort zurück zu erobern und einzunehmen, wo er zunächst nur limitiert gegeben war.

Carla La Caque ist schrullig, bunt und pfiffig. Als Drag Quing überwindet sie auf unerhört fabelhafte Weise die Grenzen der Zweigeschlechtlichkeit. Denn in einem Tank voller Guppys ist sie der Regenbogenfisch!


Wie zum aufgeklebten Bart der Lippenstift kam

von Mate

Ich fühle mich nicht wohl mit angeklebtem Bart und den übertrieben männlichen Gesten, die wichtig sind, um in eine Drag King Rolle reinzukommen. Es ist erschreckend, welch unangenehmes Machtgefühl sich innerhalb der wenigen Stunden in Drag in mir aufbaut. Es wuchs in mir ein Verhalten, dass ich sonst nur mit „männlichen Mackern“ in Verbindung bringe. Letztlich spürte ich sogar den Impuls, sexistisch und übergriffig zu werden. Ich hatte nicht erwartet, dass die Männerrolle einen so starken innerlichen Konflikt in mir auszulösen vermag.

Erst als ich auf dem Heimweg war und Abstand von der Gruppendynamik hatte, konnte ich mich selbst wieder spüren. Im vertrauten Umfeld kam auch mein Bedürfnis zum Vorschein, dass ich eigentlich gut in der Lage bin, mich selbst so zu gestalten, wie ich es mag. Ich möchte nicht die Geschlechterklischees reproduzieren, die die Gesellschaft mir vorschreibt. Und da ich bereits die Erwartungen an meine vermeintliche Rolle als „Frau“ im Alltag durchkreuze, warum nicht auch gleich noch die Rolle als Drag King? Da ich die Binarität Mann-Frau und die damit verbundenen Stereotypien ablehne, betreibe ich am liebsten gender bending.

Gender bending heißt für mich, dass ich normierte Geschlechterrollen unterwandere, indem ich zum Beispiel cross-dressing betreibe. Ich kombiniere knallrote Lippen, Rouge und Maskara mit „Parfum for Men“ und einem angeklebten Bart. Ich trage ein weder männlich noch weiblich konnotiertes Outfit: Ich trage ein Tigerkostüm! Nach der Transformation fühle ich mich viel besser, zumal das Kostüm viel bequemer als abgebundene Brüste oder eine Krawatte ist. Mir ist es möglich in diesem „genderfuck“ auszugehen, weil ich weiß, dass die Party, die ich besuche, ein für mich sicherer Raum ist. Ich erfahre größtenteils sehr positive Reaktionen und ich mag auch sehr, dass ich mit meiner Rolle nicht irgendeiner Konvention unterliege. Gender bending ermöglicht mir einen Spielraum, wie ich ihn sonst kaum in meinem Leben habe. Auf Partys, auf denen mich kaum ein Mensch kennt, muss ich meine Transformation vom gewohnten „Ich“ zum „Genderfuck Ich“ nicht rechtfertigen.

Mate ist Kunsttherapeutin und auch sonst in ihrem aktivistischen Tun gerne kreativ.


Instant Drag oder die Kunst des Unsichtbarwerdens

von Lou Zucker

Samstagabend. Der Bartkleber spannt auf der Haut. Die Binde um meine Brüste schnürt mir die Luft ab. Die Krawatte fühlt sich ungewohnt eng am Hals an. Mit klopfendem Herzen steige ich in die U-Bahn. Ich konzentriere mich darauf, mich möglichst breitbeinig hin zu setzen. Mich schwer zu machen. Mein Gesicht ernst, unnahbar und leicht überheblich wirken zu lassen. Den Kopf mit den Augen mit zu bewegen, wenn ich mich umsehe. Ich starre aber eigentlich nur auf mein Handy und hoffe, nicht „enttarnt“ zu werden. Nach zwei, drei Stationen wage ich es, aufzublicken. Mir gegenüber sitzt eine Reihe junger Typen: breitbeinig, einen  Ellenbogen aufs Knie gestützt, gegelte Haare, laute Sprüche. In meinem femininen Alltags-Outfit hätte ich wahrscheinlich darauf geachtet, ihren Blick nicht zu treffen. Jetzt stelle ich erstaunt fest: Sie beachten mich nicht im Geringsten! Auch der ältere Herr, der direkt neben mir steht oder das Grüppchen Partyvolk – niemand nimmt von mir Notiz. Ich steige aus an einer Station, an der ich schon unzählige Male ausgestiegen bin. Ich schlängele mich mit dem altbekannten Unbehagen durch eine Menschenmenge druffer Party-People, die man dort immer antrifft, an einem Samstagabend um halb elf. Ich laufe vorbei an der Gruppe älterer betrunkener Männer, die dort immer stehen und bereite mich wie gewohnt innerlich darauf vor, dass gleich ein Spruch kommt. Nichts passiert. Und plötzlich erlebe ich ein aufregend neues, großartig entspannendes Gefühl: unsichtbar sein!

Ein paar Tage später gehe ich nachts gegen eins alleine von einer Bar nach Hause. Ich habe es nicht sehr weit. Der Weg führt allerdings durch eine Reihe sehr dunkler, sehr einsamer Straßen. Ein Stück der Straße führt zwischen zwei Parks entlang. Ich sehe, dass mir weiter vorn ein Mann entgegenkommt und spüre, wie die Angst in mir hochkriecht. Diese ganz alltägliche Angst, die immer kommt, wenn ich nachts alleine auf der Straße bin und Schritte hinter mir höre, an einer Gruppe von Männern vorbei muss, am U-Bahn-Steig alleine mit einem Mann stehe. Diese ganz alltägliche Angst, an die ich mich einfach nicht gewöhne. Es ist vor allem diese Straße. Mehrmals schon bin ich hier in unangenehme Situationen geraten und ich weiß, dass mich hier niemand hören würde. Es ist aber nun mal die Straße, in der ich wohne.

Die Angst schnürt mir den Magen zu. Bestimmt bekomme ich später wieder Bauchschmerzen. Ich habe verdammt nochmal keinen Bock mehr auf Angst, ich möchte einfach nach einem schönen Abend entspannt nach Hause gehen können.

Ich verwandele mich in einen Drag-King. Hier und jetzt. Ich stopfe meine langen Haare unter die Kapuze. Meine Schultern werden breit. Mein Nacken wie der eines Stiers im Angriff. Meine Arme die eines Gorillas. Mein Oberkörper wird starr. Meine Schritte breitspurig und bestimmt. „Step like you own that piece of floor“, hat Diane Torr gesagt. Das hier ist meine Straße.

Der Mann geht in einigem Abstand an mir vorbei, ohne mich zu beachten.

Lou Zucker ist Studentin der Sozialwissenschaften und freie Journalistin in Berlin. Sowohl in ihren Texten - akademisch, journalistisch oder in Form von Spoken Word - als auch in ihrem politischen Aktivismus mit dem queerfeministischen Kollektiv she*claim, beschäftigt sie sich vor allem mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Gegenwärtig schreibt sie ihre Masterarbeit zu den kolonialen Kontinuitäten im Mediendiskurs um die Silvesternacht in Köln.